Gestern Abend hieß es noch »Starkregen ab ca. 11 Uhr«. Heute früh meldete das Smartphone Entspannung, erst am frühen Nachmittag sollten der Himmel seine Pforten öffnen. Also kurz umdisponiert und möglichst zügig das Zimmer räumen und um kurz nach 9 Uhr sollte ich dann schon auf der Sitzbank Platz genommen haben damit ich gegen 12 Uhr mein Tagesziel erreiche.
Wie schon oben auf der Seite zu entnehmen sind es heute nur 128 km an Strecke gewesen – trotzdem war ich rund drei Stunden dafür unterwegs. Das Resultat sind sieben Nachweise, teilweise gerade noch so in Tirol und die anderen in Oberbayern.
Whatever – bloß nicht stressen lassen! Daher ganz gemütlich ab 8 Uhr Frühstück mit Käsebrot und Orangesaft (Zähneputzen immer hinterher, niemals vorher ).
Gestern habe ich vorsichtshalber angefragt ob ich das Zimmer noch etwas länger belagern kann. Alternativplan: bei Regen noch mal auf die überdachte Terasse zurückkehren und dem Regen zuschauen. Dies war nun alles nicht mehr notwendig, daher wieder alles montieren, das Gepäck verzurren und rauf auf die Sitzbank. Doch halt, diese Stelle bietet sich an um ein paar Zeilen zum Gepäck zu schreiben.
Wer Ordnung hält, weiß wo er seinen Fön hingelegt hat. Wer seine langen Haare normalerweise »lufttrocknen« lässt, der packt seinen Reisefön in irgendeinen Rucksack – und weiß dann nicht mehr in welchen. Ich habe jedenfalls vor der Abfahrt meinen kleinen, klappbaren Fön[1] nicht mehr gefunden. Natürlich habe ich erst letzten Tag vor der Abreise danach gesucht, schließlich wusste ich ja »ganz genau wo er sein muss«.
Daher war die Tage dann eben der gute, alte, braune Braun Fön mit dabei. Ein Relikt aus den 1970ern – »Made in W. Germany«. Und: Er funktioniert noch immer.
Die übrigen Sachen für die Haar- und Körperpflege waren einfacher zu finden. Meinen Jack Wolfskin »Waschsalon« Kulturbeutel[2] halte ich stets einsatzbereit. Einfach nur die aktuelle Zahnbürste und Zahncreme rein, fertig.
Neben den übrigen Dingen, welche offensichtlich auch mit dabei sein müssen (Jeans, Kapuzensweater, Unterwäsche zum Wechseln, Handtuch, T-Shirt und Jogginghose für die Nacht, ...) habe ich auch verschließbare Kunststoffboxen mit dabei.
In denen lassen sich Ladekabel, Ladeadapter und auch ein Kugelschreiber so verstauen, dass nichts in der Gepäckrolle beziehungsweise -tasche »herumfliegt«.
Jedenfalls habe ich noch vor dem Frühstück das meiste wieder schön eingepackt damit es danach möglichst zügig auf die Bahn gehen konnte. Noch ein letzter Blick auf die Sammlung von Insekten am Kühler (der kleine Schmetterling tut mir wirklich leid ), alles festzurren und los.
Bis ich den ersten Nachweis »Marblinger Höhe« erreiche, habe ich schon diverse trockene und nasse Fahrbahnabschnitte befahren. Auf direktem Weg nach Kufstein, also nicht über Wörgl und die Autobahn sondern die »scenic route« über die 173 bis Kufstein. Ein kurzer Blick auf die Festung Kufstein, schon geht es weiter in Richtung Thiersee.
Ein großes Schild warnt noch immer davor, dass man nicht einfahren soll. Daher stehe ich auch dieses Jahr wieder außerhalb vom Gelände an der Marblinger Höhe. Für die Detailaufnahme habe ich mich dann doch auf das Gelände gewagt, prompt ging eine Türe auf. Mein freundliches Winken wurde nicht erwidert.
Vor vier Jahren gehörte die Strecke noch zu meiner »Hausstrecke«. Wie oft ich die »17 km kurvenreiche Strecke« gefahren bin? Keine Ahnung. Aber ich war dort mittlerweile mit all meinen Motorrädern seit dem Kauf der XJ 600 S unterwegs.
Kurz bevor aus der »Thiersee Landstraße« mit dem Überschreiten der Grenze nach Deutschland die »Tiroler Straße« wird, ist es auch schon vorbei mit den Kurven. Dann sieht es eher nach US-amerikanischen Straßenbau mit schnurgerader Führung aus. Nur ohne Wüste, mit Hügeln und sattem Grün.
An der Bäckeralm ist nicht viel los. Daher schnattert und gackert das Federvieh nach meiner Ankunft und das edle Ross auf der anderen Seite der Straße schaut erstaunt zu mir herüber.
Heute ist wohl noch nicht wirklich viel geboten gewesen das meine Ankunft für solche Reaktionen sorgt? Ein Blick auf's an der Hauswand montierte Thermometer: Knapp 15°C. Fühlt sich aber irgendwie frischer an, vermutlich weil alles noch nass ist?
So lange nur die Straßen nass sind und von oben nichts mehr nachkommt ist alles im grünen Bereich. Letztes Jahr, gleiche Stelle: Meine Handschuhe geben auf und lassen an den Nähten den Starkregen hindurch. Zum Glück war es dieses Jahr anders.
Die Straße glänzt feucht, der Himmel ist in unterschiedlichen Grautönen gefärbt. Die Spitze des Hügels (ca. 1'800 m) ist wegen der Wolken nicht zu erkennen. Die Speckalm (Nachweispunkt »Oberes Sudelfeld«) liegt etwa auf 1'400 m Höhe. Ich frage mich, ob ich den Nachweis dort erbringen kann oder wegen der Wolken nicht viel zu sehen ist.
Aber zuerst geht es zum »Sudelfeld«-Nachweis, welcher auf etwa 940 m liegt. Also nur etwa 120 m über der Höhe an der Bäckeralm. Auch hier wird gerade wieder an der Straße gebaut beziehungsweise sie »erhalten«. Die Ampelanlage war mir wohlgesonnen und ich konnte bei grün passieren. Kurz darauf stehe ich am Nachweispunkt. Dort war ich fast alleine, nur ein Postbus stand noch herum, mit welchem ich mir den riesigen Parkplatz teilen durfte.
Am Sudelfeld angekommen präsentierten sich die Wolken irgendwie gar nicht mehr bedrohlich. Also wurde auch die Speckalm zwecks Nachweis angefahren. Eifrig gebaut wird dort. Ein neuer Lift? Versorgungsleitungen? Ich habe nicht nachgefragt. Die Bagger und Arbeiter sind jedenfalls sehr aktiv und ich werde zu einer kleinen Pause am Berg gezwungen bis Material von einer Pritsche abgeladen worden ist.
Mehrere Viehgitter wollen passiert werden, die R 1150 GS rattert bei langsamer Fahrt über das Eisen. Dies trägt in Verbindung mit den vorherrschenden Straßenbedingungen (nicht gerade eben und hier und da Bitumenflicken) zur aktiven Entschleunigung bei. Mir gefällt's.
Zu meiner Überraschung sind um die Uhrzeit schon recht viele Wandersleut' unterwegs. Mal mit Filzhut und in eher klassischer Optik, dann aber auch mit hochmodernen Materialien und leuchtenden Dessins statt waldgrünem Janker und gräulich verblichener Trachtledernen.
An der Speckalm angekommen wird klar: Viel Aussicht genießen ist nicht möglich. Aber während ich noch meine Bilder mache und anschließend die BMW wieder in Fahrtrichtung rangiere kommen auch schon die ersten Wanderer oben an. Auch diese stellen fest, fragen mich aber sicherheitshalber: »Heut' sieht man aber nicht viel?«. Völlig richtig erkannt.
Enge Kurven, Viehgitter, Kühe rechts und links. Im ersten und zweiten Gang geht es langsam aber sicher wieder runter auf 1'000 m. Mir kommen nur ein paar Fahrzeuge der Bundeswehr entgegen, ansonsten ist nichts los. Die Brücke über den Auerbach ist noch immer so baufällig wie letztes Jahr, zumindest fallen mir keine Veränderungen auf. Ein paar hundert Meter weiter bin ich dann auch schon wieder auf der B307 und steuere den nächsten Nachweispunkt an: »Tatzelwurm«.
»Berghotel und Spa« sind offensichtlich gut besucht, direkt am Schild wurde mir aber freundlicherweise noch ein Plätzchen für den Bildernachweis freigelassen.
Während ich meine kleine, blaue Digitalkamera wieder in den Tankrucksack packe, fährt an mir der erste Motorradfahrer an mir vorbei. Zumindest der erste, den ich bisher sichten konnte. Nicht nur das, auch die Wolken scheinen ein wenig Nachsichtig zu werden und lassen ein wenig Sonne durch.
Viel hatte ich von der Sonne jedoch nicht, denn noch bevor ich wieder die Grenze zu Österreich erreicht hatte, war es damit vorbei. Am »Wildbichlpass« stand ich daher wieder ohne Schlagschatten unter der Maschine am Nachweispunkt.
Neben den aufgeführten Tierarten waren auch die Ameisen sehr aktiv und liefen an der Hauswand hoch und runter. Wenn ich mich recht erinnere ist das ein Zeichen für gutes Wetter? Wenn Regen bevorsteht verziehen sie sich lieber in ihren Bau beziehungsweise Hügel? Kann mich da mal ein Biologe oder Entomologe aufklären ob dies wirklich stimmt?
Weiter in nördlicher Richtung, weiter zum nächsten und für heute letzten Nachweispunkt »Samerberg / Luitpoldeiche«. An den Kehren zwischen Speckbach und Törwang lauern zwei mit Kapuzenpullis bekleidete Fahrer mit ihren Kawasakis. Was sie dort machen? Wohl den halben Tag die Kurven hoch und runterfahren, schön im »HangOff«. Am Ende bekommen sie so sogar mehr Kilometer am heutigen Tage zusammen als ich? Na, dafür habe ich jedenfalls mehr gesehen als immer nur die gleichen Kurven.
Als ich am Samerberg ankomme, macht sich gerade eine Gruppe Motorradfahrer auf den Weg. Die hatten vermutlich auch auf besseres Wetter gehofft? Die Fernsicht war zwar gegeben, aber schön ist anders, oder?
Ein Blick in die andere Richtung. Dorthin, wo ich gleich fahren werde. Weit ist es nicht mehr bis zum Tagesendziel. Nur etwa 14 Kilometer, dennoch etwa 20 Minuten Fahrzeit da der größte Teil der Strecke mit Tempolimits explizit für Motorradfahrer versehen ist. Über Nußdorf am Inn geht es nach Brannenburg.
Der aufmerksame Leser meines Blogs erkennt vielleicht die Wand wieder, denn dort stand auch schon meine XJ 600 S. Für den Rest vom Tag und die kommende Nacht bleibt die BMW dort stehen. Ich komme beim ehemaligen Arbeitskollegen unter, so ist für alle gesorgt.
Was nun natürlich wieder notwendig war: »Der Tanz ums silberne Kalb«[3]. Aber den habe ich ja recht gut drauf.
Die Nacht sollte lang werden. Mit Wasser wurde begonnen und mit einer Verkostung alkoholfreier Biere ging es dann weiter. Ausprobiert habe ich im Laufe der Jahre schon diverse Produkte diverser Brauereien. Neu für mich jedoch das Benediktiner Weißbier (Ettal)[4] und die Dunkle Weiße von Lammsbräu (Neumarkt)[5]. Wer beide noch nicht kennt → unbedingt beide ausprobieren!
Während draußen der angekündigte Regen gut hörbar auf die Blätter der Bäume prasselte, ging es im warmen Trockenen mit Gesprächen und der Verkostung (oder eher Verköstigung) weiter. Gegen drei Uhr rief das Bett laut nach mir. Früh aufstehen und früh losfahren war also schon mal vom Plan gestrichen, aber alles zu seiner Zeit – ich habe mir ja ohnehin ein paar Nachweise in der Region übrig gelassen und könnte dieses Jahr noch mal vorbeischauen.
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Datum: | 25.05.2017 |
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