Das Wetter hatte fast alles zu bieten: Von strahlendem Sonnenschein und über 30°C über bewölkte Etappen bei knapp unter 10°C in den Alpen bis hin zu leichtem Regenfall – also für Ende Mai sozusagen das volle Programm.
Bevor (wieder) eine Frage per Mail kommt: Nein, die Jacke ist nicht neu. Wobei... Doch. Eigentlich schon. Aber ich habe sie wieder zurückbringen müssen. Denn ich war Testfahrer eines FLM T4 Blouson mit Sympatex Futter, welche man sich aktuell bei Polo ausleihen kann.
Nach der Fahrt muss man lediglich die Jacke ohne Beschädigungen zurückbringen und natürlich ein Formular ausfüllen. Was einem an der Jacke zugesagt hat, was nicht, etc. Aber heute soll es sich nicht um die Jacke drehen, sondern um die knapp 800 km, welche ich als »Testfahrt« mit ihr absolviert habe.
Zwei Tage unterwegs, von der Schwäbischen Alb via Oberbayern nach Tirol und zurück. Nicht weit nach Tirol hinein, aber immerhin ein Passknackerpunkt in Tirol wurde auch noch »mitgenommen«. So sah der Plan aus, welcher dank strahlendem Sonnenschein am gestrigen Tag gut begonnen hat. Fast schon zu gut, denn sobald der Fahrtwind fehlt, wird es einem sehr, sehr warm in der schwarzen Motorradkluft.
Der erste Nachweispunkt war »Samerberg / Luitpoldeiche«, welcher sich in der Nähe von Rosenheim befindet. Helm runter, Sturmhaube runter, ein wenig Luft ans durchgeschwitzte Haar lassen.
Diesmal war ich dank GPS-Tasche mit Navigationsgerät am Lenker sicher unterwegs und habe den Nachweispunkt auch beim ersten Versuch gefunden. Leider setzte sich das am zweiten Nachweispunkt nicht fort. Die als Bildernachweis dienenden Schilder konnte ich dort nicht finden. Ich hätte auch einfach das Gasthaus fotografieren können, aber das habe ich erst hinterher erfahren.
Daher habe ich erst mal am (mutmaßlich) falschen Schild ein Bild gemacht, das dann aber nicht zum Upload in die Datenbank verwendet. Weiter nach Österreich hinein um an einer günstigen Tankstelle den Tank der GSF 1200 wieder aufzufüllen, kam ich dann nach kurzer Zeit am richtigen Schild vorbei.
Die Schilder für den Nachweis »Wildbichlpass« waren schnell gemacht, der landschaftlich definitiv schönere Ausblick war in Fahrtrichtung zu sehen. Für das Bild hatte ich das Motorrad gewendet, weiter ging es dann in Richtung »Wilder Kaiser« und zur Tankstelle.
Vor einem Jahr hatte ich noch bei Rosenheim gearbeitet. Für Passknackertouren wäre mein damaliger Wohnsitz jetzt ideal gewesen. Aber jetzt müssen alle Touren eben von der Schwäbischen Alb aus starten. Vorteilhaft sind gewisse Ortskenntnisse natürlich: Ich kenne die diversen, im Vergleich zu Deutschland günstigeren Tankstellen.
Der Preisunterschied pro Liter beträgt zwischen 8 und 12 Cent. Da in Österreich kein E10 angeboten wird, muss man die Preise mit dem in Deutschland angebotenen E5 vergleichen. Mit dem Motorrad extra nach Österreich zu fahren lohnt sich wegen dem in der Regel doch limitierten Tankvolumen nicht wirklich. Aber wenn es an der Strecke liegt, nimmt man eben eine Tankfüllung in Österreich gerne mit.
Die Fahrt nach Oberbayern habe ich mit einem Besuch bei meinen früheren Arbeitskollegen verbunden. Eine Übernachtung und zuvor eine bitter notwendige Dusche waren inklusive. Ausgeruht und entspannt ging es dann am nächsten Morgen (also heute) weiter. Die eigentlich teilweise für gestern noch geplanten Passknackernachweise habe ich dann heute angefahren.
An »Marblinger Höhe« und »Ursprungspass« bin ich in den vergangenen beiden Jahren mehr als nur einmal vorbeigefahren. Nichtsahnend davon, dass dies Passknackernachweispunkte sind. Dieses Jahr wurde daher nicht daran vorbeigefahren, sondern angehalten und fotografiert.
Am Vormittag ist man auf der Strecke quasi alleine unterwegs: Ein paar PKW, mehr Gesellschaft hatte ich auf dem rund 14 km langen Stück nicht. Und das trotz Zwischenstopps zwecks Taschenauspacken, Stativaufbau und Selbstauslöser betätigen.
Erst als es in Richtung Sudelfeld und dem Nachweispunkt dort weiterging, begegneten mir ein paar Motorradfahrer. Man grüßt sich, ist vielleicht ja sogar erfreut endlich mal jemand anderen auf dem Motorrad zu sehen um überhaupt Grüßen zu können?
Für wenig Gegenliebe werden die dieses Jahr noch zu installierenden »Rüttelstreifen« stoßen. Am Sudelfeld stehen bisher nur die Schilder, die Streifen müssen noch aufgebracht werden. An der Kesselbergstraße sind sie schon vorhanden, später dazu mehr.
Wer auch schon früh unterwegs ist: Die bayerische Polizei. Auf dem Parkplatz an der Passhöhe Sudelfeld warteten sie. Ein Bild mit dem Motorrad direkt neben dem Schild zwecks Nachweis wäre daher nicht wirklich ideal gewesen. Aber kaum hatte ich geparkt, war die Aufmerkamkeit schon geweckt worden. Der silber-grüne BMW kam angefahren und nach dem Öffnen des Fensters an der Beifahrerseite wurde ich gefragt, wofür das »ILL« auf meinem Kennzeichen stehen würde.
Nach kurzer, freundlicher Erklärung war das Interesse an mir und dem Motorrad erloschen. Ich wurde wohl als harmlos eingestuft?
Mit Sturmmaske auf dem Kopf, Ministativ und Passknacker-Tasche bewaffnet, ging es dann zu Fuß ein paar Meter die Straße hinauf. Das sorgte vermutlich für etwas Verwunderung seitens der Beamten, ich wurde aber nicht befragt was ich da für seltsame Sachen treibe.
Vermutlich weil ich mich am gestrigen Tag über die Sonne beschwert hatte, bekam ich jetzt eine ordentliche Portion Wolken mit einhergehendem Temperatursturz. Von den prognostizierten 22°C waren – laut Anzeige an einer Bank – nur noch 10°C übrig. Es wurde ein wenig frisch im Blouson, welcher offensichtlich eher für wärmere Schönwetterfahrten ausgelegt war. Der zweite, innenliegende Reißverschluss war geschlossen, trotzdem wurde es doch ziemlich schnell unangenehm kühl auf der Brust.
Abhilfe schaffte die Passknacker-Tasche mit ihrem Pappkarton, welchen ich einfach als zusätzliche »Isolierschicht gegen den Fahrtwind« unter die Jacke geschoben habe.
Am Achenpass war es dann mit dem schönen Wetter gänzlich vorbei: Geschlossene Wolkendecke mit zunehmend bedrohlich wirkender, stets dunkler werdender Färbung. Das sieht nicht gut aus. Zur Sicherheit beziehungsweise um besser gesehen zu werden kam die orangefarbene Warnweste aus der Tasche zum Einsatz. Flugs angezogen und weiter in Richtung Kesselbergstraße.
Vom Achenpass führt der kürzeste Weg über die mautpflichtige Privatstraße zwischen Sylvensteinsee und Wallgau. Es war nur eine der beiden Mauthäuschen besetzt, daher konnte ich in aller Ruhe ein paar Bilder machen. Die Kamera hatte ich gerade erst ausgepackt, da fielen auch schon die ersten Regentropfen herab.
Die Privatstraße ist übrigens rund 13 km lang, breit genug für zwei Fahrzeuge aber dank diverser Wellen in der Fahrbahn eher für eine gemütliche Geschwindigkeit ausgelegt. Das Anhalten auf der Straße selbst ist untersagt. Es gibt aber einige geschotterte Parkplätze entlang der Straße. Um dem Regen unter Umständen doch noch entkommen zu können, habe ich aber keine weitere Pause eingelegt, sondern bin bis zum Mauthäuschen am anderen Ende der Privatstraße durchgefahren.
Am mit einer Person besetzen Mauthäuschen waren vier Euro fällig. Die 4 Euro sind aber nicht »nur« für die eben befahrene Privatstraße, sondern man bezahlt ein Tagesticket, welches auch auch für die Straße von Einsiedl nach Jachenau, also am südlichen Walchenseeufer entlang, gültig ist. Wer will, kann daher eine kleine Rundfahrt machen und die imposante Landschaft genießen ohne nochmals zahlen zu müssen.
Viel los scheint nicht zu sein. Das Fleckvieh kam jedenfalls sofort angelaufen und beäugte durch einen Maschendrahtzaun hindurch mich, meine GSF und was da für Geschäfte abgewickelt werden. Oder hatte sie mich mit jemanden verwechselt?
Von Wallgau ist es nicht mehr weit bis zur Kesselbergstraße, welche bei Motorradfahrern beliebt ist, leider aber auch immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt. Mehrere Unfälle, teilweise mit tödlichem Ausgang werfen jedes Jahr einen Schatten auf die eigentlich auch schön gemütlich befahrbare Stecke.
Aber irgendwie scheinen manche die zwischen 1905 und 1907 sowie 1928 bis 1935 als Rennstrecke genutzte Straße auch heute noch für »Rennfeeling« missbrauchen zu wollen.
Um das Unfallrisiko etwas zu mindern herrscht an den Wochenenden und Feiertagen mittlerweile ein Fahrverbot für Motorräder in Richtung Walchensee.
Drei, vier Motorräder fuhren vorbei als ich meine Bilder für den Passknackernachweis nach Vorgabe erstellt habe. Noch immer mit Warnweste unterwegs fuhr ich nichtsahnend die Straße weiter – um prompt herausgewunken zu werden.
Als ich vom Passknackerpunkt runter ins Tal Richtung Kochel fahre, werde ich von einem freundilchen Beamten mit ähnlich gearteter Warnweste (aber mit anderer Aufschrift) auf einen Parkplatz hinausgewunken. Ich stehe noch nicht, da rennt auch schon eine große Kamera auf mich zu und ein Pulk von Beamten steht erwartungsvoll parat...
Der Motor ist gerade aus, schon kommt die Bitte um »Führerschein und Fahrzeugpapiere« und von links habe ich die Kamera fast auf dem Helm hängen.
Ich steige ab, setze den Helm ab - und werde dabei schön gefilmt. Ob es in Ordnung sei das ich gefilmt werde? »Solange ich dabei nicht blöd aussehe ist es mir egal!«.
Kaum ausgesprochen fängt das Hirn an zu arbeiten: »Na, wenn sie das jetzt schön zusammenschneiden wird ein ganz ein toller Beitrag daraus.«.
Das werte Kamerateam hastet dem Beamten hinterher als er von mir die Papiere erhalten hat. Sie kleben an der Scheibe vom VW-Bus. Jetzt bin ich mal mit dem Fragen dran: »Wenn Sie mich filmen, darf ich Sie dann fotografieren?« - »Äh... Ja... Also... Ich glaube das geht in Ordnung.«
Na dann: Die Beamten habe ich dann mal lieber nicht fotograpixelt, sondern die beiden Motorräder im Bild festgehalten. Ich gehe mal davon aus, dass die schicke, in blau gehaltene Maschine mit Kamera unterwegs sein wird?
Irgendwann bekomme ich die Papiere zurück. Alles sei in Ordnung, ich darf weiterfahren. Während ich die Papiere in das kleine Euti stopfe, kriecht die Kamera auch fast mit rein.
Jetzt muss ich die ca. 230 kg der Bandit herumschieben... Sieht vermutlich wenig elegant aus, aber ich muss ja auch aufpassen, dass ich nicht den Kameramann samt Assistent über den Haufen rolle. Ich habe zu wenig Platz um sauber zu wenden, also wurde es eine knappe Zitterpartie an der Polizei-BMW vorbei.
Also wenn sie das gefilmt haben und senden... Ich glaube das fällt unter die von mir klar definierte Klausel »Solange ich dabei nicht blöd aussehe ist es mir egal!«.
Sollte irgendwann sich darüber köstlich amüsieren wie ich mit der GSF fast nicht am Polizeikrad vorbei bekomme: War mir eine Ehre für Unterhaltung gesorgt zu haben.
Völlig unspektakulär und über lange Strecken auch recht langweilig ging es nun weiter zum siebten und gleichzeitig auch letzten Nachweispunkt für heute: An der Kesselbergstraße hatte ich bereits »Peissenberg« als nächstes Ziel ins Navi eingegeben und kam auch um 14:27 Uhr dort an.
Das schlechte Wetter hatte ich bei der Polizeikontrolle wohl auch abgegeben, denn aus der geschlossenen, aus dunklen, grauen Wolken bestehenden Wolkendecke wurde nach und nach ein weiß-blauer Himmel.
Auch die Sonne kam wieder zum Vorschein und so stand ich dann mit Warnweste und vom Helm ab- und aufsetzen zerzausten Bart am Nachweispunkt. Dutzende von Touristen waren von meinem Treiben mit Tasche und Kamera sichtlich angetan. Allerdings hat sich niemand getraut nachzufragen, was ich da eigentlich so treibe. Vielleicht war es mein Anblick, welcher sie abgeschreckt hat?
Zurück nach Hause ging es anschließend völlig unspektakulär auf dem laut Navi schnellsten Weg: Über die A96 nach Memmingen und dann die A7 hoch in Richtung Norden. Alles wieder bei strahlendem Sonnenschein – und somit ohne Warnweste, welche ich ja primär wegen dem Regen angezogen habe um besser sichtbar zu sein. Schwarzer Helm, dunkle Jacke, schwarzes Motorrad – das trägt nicht sonderlich zum »gut gesehen werden« bei. Das wird sich auch noch ändern, versprochen!
Abschließend noch ein paar Zeilen zur Ölkühlerabdeckung[1], welche sich inzwischen an meiner GSF 1200 befindet. Per E-Mail wurde ich gefragt, wie sich die doch recht große Abdeckung auf die Temperatur auswirkt beziehungsweise ob ich keine Angst habe, dass nun im (bevorstehenden) deutschen Sommer mit höheren Temperaturen der Fahrtwind das Öl nicht mehr ausreichend kühlen kann.
...
Nach einer Autobahnetappe und einer sehr kurzen Pause zeigte das (nicht unbedingt zuverlässige) Thermometer im Öleinfüllstutzen 95°C an. Mit dem originalen Schutzgitter hatte ich keine sonderlich davon abweichende Temperatur. Von da her – und weil andere etliche 10'000 km mit ähnlichen Edelstahlabdeckungen zurückgelegt haben – bin ich der Meinung, dass die Abdeckung keinen großen Einfluss auf die Öltemperatur hat.
Wer im Stau steht, hat auch mit dem originalen Gitter keinen Fahrtwird. Da würde höchstens ein Lüfter helfen, welcher dann aktiv Luft durch den Kühler saugt und so die Temperatur senkt.
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Datum: | 23.05.2014 |
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