Der vierte und letzte Tag: Nur zwei erbrachte Passknackernachweise und die relativ öde Heimfahrt auf der Autobahn sorgen dafür, dass der heutige Beitrag im Vergleich zu den Beiträgen der vergangenen drei Tage recht kompakt ausfällt. Dafür ist dann auch die Tabelle mit der Aufstellung der Kosten dabei.
Aber ich fange natürlich am Anfang an, also kurz nach dem Aufstehen. In der Nacht kam noch ordentlich Wasser vom Himmel, auch morgens um kurz nach 8 Uhr sah der Himmel noch ein wenig unleidlich aus. Dafür wurde die R 1150 GS mit ein paar Rosenblättern verziert, das hat doch auch was für sich?
Auch die Wettervorhersage ist sich nicht einig: Laut dem Regenradar bleibt der Nachmittag trocken, laut dem östereichischen Pendant sollte es zumindest am Arlbergpass noch einmal Nass von oben geben.
Gestern habe ich schon »Achernpass« und »Spritzingsattel« wegen einer solchen Vorhersage sausen lassen. Ob ich die dann ich doch noch heute anfahre? Nein, lieber nicht. Lieber Richtung Fernpass und schauen ob ich dann noch die Zeit und Lust habe noch einen weiteren Pass anzufahren.
Aber erst mal frühstücken – und zwar ganz gemütlich. Meine Gastgeber sind deutlich nach mir ins Bett, die mussten auch erst einmal wach werden. Dementsprechend hat sich auch meine Abfahrt immer weiter nach hinten verschoben. Kam mir aber nicht wirklich ungelegen, ich hatte ja sowieso schon beschlossen keine weiteren Nachweise anzufahren (außer den letzten beiden, welche ich heute noch als festes Programm hatte).
Es ist wenig verwunderlich das ich bis zum ersten Tankstopp keine Bilder mache: Bin ich doch bei Brannenburg direkt auf die Autobahn und erst in Telfs (West) wieder von ihr herunter gefahren. 100 km/h Tempolimit (IG-L) wie auf der Hinfahrt, da läuft die BMW R 1150 GS mit ihrem »langen Sechsten« bei gemütlichen Drehzahlen einfach den anderen Fahrzeugen hinterher.
Von oben abwechselnd Sonnenschein und wieder Wolken, eigentlich ideal um zu fahren. Jedoch merke ich schon kurz nach dem Abfahren von der Autobahn, das diese Idee auch noch viele, viele andere Personen hatten. Das verlängerte Wochenende (heute Feiertag, inklusive Freitag also vier Tage am Stück frei) nutzen sowohl Motorradfahrer wie auch andere, welche PKW mit Wohnwagen und Wohnmobile über die Straßen lenken. Mal mehr, mal weniger routiniert.
Ich tanke in Affenhausen. Da war ich noch nie, aber leider ist es einer dieser zahlreichen und irgendwie gesichtslosen Tankstellen: Zapfsäulen, Container mit Kasse innendrin – fertig. Kein Charme, dafür Benzin.
Passend zum Ortsnamen habe ich mich auch ein wenig affig aufgeführt. Beim Absteigen gleich mal die Gieskanne mit dem Stiefel ein wenig mitgenommen. Die steht dort wohl für all jene herum, deren Kühlwasserstand nach der einen oder anderen Passfahrt zu gering ist?
Beim Aufsteigen dann wieder mein altes Problem: Das Beinchen will nicht so recht über die Gepäckrolle. Dabei hatte ich sie doch extra (geringfügig) anders bepackt und gehofft, dass ich eleganter auf die Sitzbank komme. Auch beim zweiten Versuch bleibe ich hängen. War die Nacht doch zu kurz?
Das Problem habe ich nur dann, wenn sie auf dem Hauptständer steht. Auf dem Seitenständer komme ich mit dem Bein beziehungsweise dem Stiefel über die Rolle drüber.
Zwei Bilder am Nachweispunkt »Holzleitensattel«. Zum einen das als Nachweis dienende Bild, das andere in Fahrtrichtung Fernpass. Der Himmel ist überwiegend blau-weiß, wird aber langsam auch weiß-grau. Ob das nun in Richtung Süden abzieht oder nicht? Mein Entschluss steht fest: Nach dem Fernpass geht es nur noch nach Norden, zurück nach Hause.
Würde ich noch den einen oder anderen Nachweis fahren (Namlossattel und Hochtannbergpass beispielsweise) gehen wieder einige Stunden mehr ins Land. Die sind dann eventuell nächstes Mal an der Reihe wenn ich nach Österreich fahre – oder wenn ich vom Pfänder einen neuen Weg zurück nach Hause suche.
Mächtig viel Verkehr zum und auf dem Fernpass. Macht mir nicht viel aus, reihe ich mich eben in die Kolonne von PKW und Motorrädern ein und biege dann auf der Passhöhe zwecks Nachweisbild ab.
Was mich etwas irritiert: Der Gegenverkehr kommt immer geballt in größeren Gruppen. Warum dem so ist sollte ich einige Minuten später dann selbst herausfinden können.
Am Kiosk hole ich mir die teuerste Cola die ich dieses Jahr bisher aus der PET-Flasche getrunken habe: 1,90 Euro für 0,5 Liter Cola. Gut für den Umsatz und es hilft gegen meinen Durst.
Ich steige mehr oder weniger elegant wieder auf die BMW auf und fahre weiter in Richtung Reutte. Die etwa 28 km sind laut meinem Navigationsgerät binnen 30 Minuten zu bewältigen. Ich gehe von eher 40 Minuten bei meinem Fahrstil aus – doch es wurden fast 60 Minuten.
Warum? Weil es einen Felsschlag gegeben hatte. Derzeit sind dort Arbeiten zur Sicherungen (mutmaßlich mit Stahlnetzen) im Gange. Schilder stehen auch am Straßenrand: »Vom 22.05. bis 24.05. Staugefahr wegen Arbeiten am Steinschlagschutz«. Immer wieder liegen größere Felsbrocken am Straßenrand, der Verkehr kommt auf etwa 6 km Länge immer wieder zum Stillstand. Auf Höhe der Ruine Ehrenberg dann Abriegelung durch die Feuerwehr und Tempolimit auf 30 km/h. Nachdem dieses Nadelöhr passiert war, lief es – zumindest für die anderen und mich in Richtung Norden.
Wer über den Fernpass in den Süden wollte brauchte viel Geduld. Der Stau zog sich über die 179 bis kurz vor den Tunnel nach Deutschland hin. Stillstand auf rund 14 km Länge. Aber das war nicht das Schlimmste. Schlimmer ist die Tatsache, dass zahlreiche Personen aus ihren Fahrzeugen ausgestiegen sind und auch den Gegenverkehr (also Fahrzeuge vor mir) mittels Winken und in den Weg stellen zum Anhalten gezwungen haben. Warum? Weil sie wissen wollten wieso alles steht. Die 179 ist so breit das man mit dem Motorrad am stehenden Verkehr vorbeirollen kann ohne auf die andere Fahrspur wechseln zu müssen. Und was steht ganz vorne am Ende des Blocks? Ein angehaltener PKW dessen Fahrer sich mit jemandem aus dem Gegenverkehr unterhält... Kein Kommentar meinerseits dazu.
Auf der A7 angekommen läuft es dann. Ich habe es aber nicht wirklich eilig, halte also die von der Autobahn in Österreich gewohnten 100 km/h zunächst ein bis sich auf der linken Spur alles ausgetobt hat was bisher mit mir im zähfließenden Verkehr beziehungsweise Stau hat ausharren müssen.
Dann kommt »meine« Ausfahrt. Ich beschließe spontan noch einmal dorthin zu fahren, wo ich am Montag das Navigationsgerät zum ersten mal eingeschaltet habe. Kaum stehe ich, ist hinter mir eine Gruppe von Motorradfahrern auf die gleiche Idee gekommen dort zu halten. Ich steige ab, frage ob ich helfen kann. Der freundliche Mensch auf der ersten Maschine gibt mir zu verstehen, dass sie per Navi nach Füssen fahren wollten – aber nicht via Autobahn. Ich frage nach ob sie über den Fernpass fahren wollen, sie verneinen. Ich erklären ihnen wieso dies gut ist und verabschiede mich und fahre auf die A7 zurück.
Wenn ich auf der A7 von meinen Tagestouren nach Hause fahre, ist ein kurzer Stopp an der »Kunst-Raststätte Illertal-Ost«[1] fast schon Bestandteil vom Pflichtprogramm. Noch mal kurz absteigen, die Füße vertreten und ein Bild vor Deutschlands erster und einziger Kunst-Raststätte machen.
Jährlich überprüfe ich auch ob die Tagesvignette von 2012 noch immer an der Stange klebt – dieses Jahr kontrolliere ich sie zum ersten Mal. Siehe da: Die Vignette klebt noch immer.
Busse und LKW haben die Parkplätze bis fast ans Limit belegt. Ja, es ist Feiertag und die LKW-Fahrer hatten vermutlich wieder ihre liebe Not einen Platz für die Zwangspause zu finden.
Der Vorteil für mich: Es ist ruhig, ich kann mein kleines Stativ mit der Digitalkamera aufbauen.
Ich stelle es einfach knapp vor einem LKW auf und lasse mich per Selbstauslöser im Bild festhalten. Wozu es jedoch nicht mehr gereicht hat: Ich konnte mich nicht mehr anständig hinstellen. Ich wurde also genau in dem Moment erwischt als ich mich lässig auf die Sitzbank setzen wollte.
Wie viel haben mich die letzten vier Tage gekostet? Oder besser gefragt: Wie viel Geld habe ich in den vergangenen Tagen ausgegeben?
Hier die Tabelle, welche jedoch nicht vollständig ist. Warum? Das wird unter der Tabelle erklärt.
Posten | Kosten |
---|---|
2x Übernachtung mit Halbpension und Taxe | 138,00 € |
Getränke beim Essen (2x Abendessen) | 19,70 € |
Getränke unterwegs: Almdudler (1 Liter) Tankstelle Saalfelden | 2,59 € |
Getränke unterwegs: Cola (0,5 Liter) am Fernpass | 1,90 € |
Agip | 22.05.17 | 7,36 Liter E10 | 9,93 € |
BP | 22.05.17 | 17,92 Liter Super 95 | 21,67 € |
OMV | 23.05.17 | 9,70 Liter Super 95 | 11,00 € |
OMV | 23.05.17 | 12,72 Liter Super 95 | 15,51 € |
Freie Tankstelle | 25.05.17 | 14,56 Liter Super 95 | 17,60 € |
Summe | 237,90 € |
In der Tabelle sind nur die Ausgaben aufgeführt, welche ich tatsächlich während der vier Tage hatte. Was noch fehlt sind natürlich Posten wie der erste und letzte Tankvorgang. Da kommen auch noch ein paar Euro zusammen. Schließlich habe ich nicht vor der Abfahrt vollgetankt und nach der Rückkehr fehlt auch noch einmal Volltanken daheim kurz vor der Wohnungstüre.
Ebenfalls nicht erfasst sind die Anschaffung der Vignette für die Autobahn in Österreich, aber die kommt ja auch noch das eine oder andere Mal dieses Jahr zum Einsatz. Reifenabrieb? Bremsverschleiß? Ebenfalls nicht mit dabei. Aber das auf der Straße verlorengegangene Gummi jetzt auch noch zu berechnen würde wohl etwas zu weit gehen, oder?
Wer eine solche oder ähnliche Tour plant und noch keine Vorstellungen zu den Kosten hat: 250 bis 300 Euro für vier oder fünf Tage sind schnell ausgegeben. Mit einer Maschine mit geringerem Verbrauch lässt sich da bestimmt noch der eine oder andere Cent sparen.
Ebenfalls lassen sich die Ausgaben minimieren wenn man nicht an der Tankstelle seine Getränke kauft, sondern in einem Supermarkt. Mit abschließbaren Koffern und weggesperrtem Navi würde ich mich auch in eine Supermarkt wagen. Aber die voll bepackte und nicht sonderlich diebstahlgesicherte Fuhre 10–15 Minuten unbeaufsichtigt stehen lassen? Das mache ich nicht gern.
Warum macht man sowas? Man ist an fünf Tagen hintereinander durchgeschwitzt und wäscht die Funktionskleidung mindestens einmal per Hand durch und hängt sie über Nacht zum Trocknen auf. Außerdem ist man auch immer stets auf der Hut vor Regenschauern oder dem einen oder anderen Gewitter.
Am Ende macht man dann noch einen Kassensturz und sieht wie viel Geld dafür drauf gegangen ist. Warum also? Die Antwort lautet ganz einfach »weil es trotz allem Spaß macht«.
Ja, ich meckere über die Radfahrer, welche ohne Akku gar nicht dorthin kommen würden wo sie sich bedenklich in den Kehren bewegen. Aber das gehört auch irgendwie dazu: Hinterher erzählen können wie schön so manches Erlebnis war, aber eben auch meckern können. Etwas erzählen können – und den Alltag und die Arbeit vergessen können.
Das kann man nicht wirklich messen oder gegenrechnen. Damit ich Ziele habe, verwende ich die Passknackernachweise bei der Planung der zu fahrenden Strecken. Das lässt sich wiederum messen: 36 Nachweise binnen der vergangenen fünf Tage habe ich erbracht und heute in die Datenbank hochgeladen. Es kommen dieses Jahr noch weitere hinzu, der Schwarzwald bietet sich für den Juni oder Juli an. Ich weiß nur noch nicht an welchen Tagen genau ich frei haben werde. Werktags zu fahren ist mir jedenfalls deutlich lieber. Das habe ich mal wieder deutlich feststellen können.
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Datum: | 25.05.2017 |
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