Der 3. Oktober naht und da die Wetterfrösche gutes Wetter prognostizieren habe ich mal wieder die XJ 600 S für die Fahrt zum Arbeitsplatz gewählt. Die Anreise war diesmal jedoch ein klein wenig länger: Über Liechtenstein nach Oberbayern.
Neblig-trüb am Morgen, nachmittags dann der eine oder andere Sonnenstrahl – die warme Herbst-/Frühlingsjacke von Hein Gericke aus dem Schrank geholt und rauf auf die Sitzbank. Laut Wettervorhersage und ein paar Webcams sollte es in Richtung Bodensee eigentlich schönes Wetter geben. Tja... Bis ich mich dann kurz vor Lindau in den Stau eingereiht habe, hatte ich nur diverse Arten von Nebel durchfahren: Harmlosen Hochnebel, lästiger Bodennebel und zwischendurch auch mal kurzfristig Sichtweite unter 100 Meter.
Das letzte Mal von Österreich nach Deutschland hatte ich wohl ein wenig zu heftig am Gasgriff gedreht. Bereits bei 280 km war der Griff zum Benzinhahn fällig. Noch auf der A96 musste ich auf Reserve umschalten. Durch den Pfänder ohne davor zu Tanken wäre keine kluge Idee gewesen. Daher musste ich noch einen kleinen Tankstopp in Lindau einlegen.
Geplant war eigentlich erst in der Schweiz oder in Liechtenstein zu tanken. So mussten aber noch ein paar Liter zum teuren Kurs in Deutschland in den Tank gefüllt werden. Damit es auch sicher durch den Pfänder und bis zur günstigen Tankstelle in Liechtenstein reicht.
Der Pfändertunnel ist übrigens mautpflichtig. Es genügt allerdings die normale Autobahnvignette für Österreich oder die sogenannte Korridorvignette.
Mit der Korridorvignette dürfen Fahrzeuge bis einschließlich 3,5 Tonnen zul.GG. die kurze Passage zwischen Lindau und Hohenems befahren.
Auf der Seite der ASFiNAG liest sich dies wie folgt: Man darf »den Streckenabschnitt (›Korridor‹) auf der A 14 Rheintal/Walgau Autobahn in Vorarlberg zwischen der deutschen Staatsgrenze und der Anschlussstelle Hohenems zu befahren«[1].
Auch für Motorräder ist diese Korridorvignette gültig, allerdings gibt es keine separaten Vignetten beziehungsweise Tarife. Die für 24 Stunden gültige Vignette kostet 2 Euro wenn man nur in eine Richtung fahren will. Pendelt man hin und zurück sind 4 Euro fällig.
Erhältlich ist diese Korridorvignette an diversen Verkaufsstellen[2]. Wer mit dem Motorrad in beide Richtungen fahren will ist aber unter Umständen mit einer 10-Tages-Vignette günstiger dran. Denn diese hat 2012 4,60 Euro gekostet. Nur 60 Cent mehr, dafür muss man nicht bei Hohenems die Autobahn verlassen. Für Kurzurlauber die vermutlich bessere Wahl?
Zur österreichischen Vignette habe ich bereits auf einer anderen Seite[3] ausführlich geschrieben. Auch wo man sie am Motorrad praktisch befestigen kann – ohne das es zu Problemen bei einer Kontrolle kommen wird.
Noch bevor ich in den Pfändertunnel eingefahren bin, habe ich noch kurz vor der Verkaufsstation für die Korridorvignette einen kleinen Zwischenstopp eingelegt. Die Sicht wurde immer schlechter und der Nieselregen wechselte sich jetzt auch schon mit nebelartigen Passagen ab. Daher ein Griff in eine der beiden Munitionskisten und nach dem Anlegen der »Warnweste« sollte es weiter in Richtung Österreich beziehungsweise Schweiz und Liechtenstein gehen.
Die Preise in Liechtenstein waren dann doch deutlich günstiger als in Deutschland. Da tankt man dann gerne voll. Die Tankstelle hat übrigens nicht nur Euro angenommen sondern auch als Wechselgeld wieder herausgegeben. Das ist nicht unbedingt so üblich. Im grenznahen Gebiet kann man noch damit rechnen, ansonsten bekommt man das Wechselgeld zum tagesaktuellen Wechselkurs in Franken und Rappen zurück.
Langsam aber sicher wird es dunkel, der Abstecher nach Vaduz hat mich auch von der A14 weggeführt. Also zurück nach Österreich und auf die Autobahn beziehungsweise Schnellstraße S16. Auf einigen Kilometern wurde es dann auch richtig ungemütlich: Nieselregen gefolgt von Nebel und das in Kombination mit Autofahrern, welche Fernlicht wohl mit Nebelscheinwerfern verwechselt haben.
Bis ich dann am Arlberg Straßentunnel angekommen war, war es auch schon fast 20 Uhr. Von Vorarlberg nach Tirol mittels fast 14 Kilometer Tunnelfahrt. Im Vorfeld hatte ich mich informiert ob die Vignette ausreicht: Nein. Für den Tunnel muss man mit Motorrad oder PKW 8,50 Euro bezahlen. Soweit auch kein Problem, aber als ich dann das Ende des Tunnels bei St. Anton erreicht habe, konnte ich dank des kurz nach der Ausfahrt leicht beschlagenen Visiers nicht erkennen wo ich hinfahren muss. Auf der Suche nach einem Schild mit Piktogramm eines Motorrads bin ich einfach mal dorthin gefahren wo es am besten beleuchtet war.
Tja, und prompt fand ich mich mit meinem Motorrad in der Videomaut-Spur wieder.
Grelles Licht, Kameras und eine Schranke. Bevor ich mich orientieren kann was ich denn nun wohl am besten anstelle öffnet sich auch schon die Schranke und ich fahre hindurch. Ein aufgeregt winkender Mitarbeiter der Mautstation macht auf sich aufmerksam und bittet mich mit eindeutiger Gestik zu ihm heranzufahren.
Noch bevor ich den Helm absetzen kann bekomme ich schon die Leviten gelesen: »Jaja, auf die Videospur fahren und dann warten bis die Schranke aufgeht. So geht das aber nicht!«.
Bis ich den Helm abgesetzt und die Ohrstöpsel herausgenommen habe ist die Strafpredigt dann auch beendet. Mein Hinweis darauf, dass ich kein Schild für Motorradfahrer gesehen habe und ich die Maschine zwecks Bezahlen ja schließlich auch irgendwo sicher abstellen muss, prallte am Mitarbeiter irgendwie ab.
Vermutlich sind alle anderen Motorradfahrer heute viel cleverer vorgegangen und hatten die 8,50 Euro bereits abgezählt in ihrer Brusttasche oder dem Tankrucksack parat? Gut, nächstes Mal weiß ich das dann auch.
Mein Kennzeichen musste er noch notieren, ansonsten wäre ich womöglich als Mautpreller noch im System gestanden und die Mitteilung samt empfindlicher Bußgeldforderung für das »Mautprellen« wäre noch per Post nach Deutschland geschickt worden.
Nachdem der Arlberg im Rücken lag, verbesserte sich auch das Wetter schlagartig. Kalt war mir dank dick gefütterter Jacke von Hein Gericke nicht. Auch Beine und Knie waren dank Textilhose mit Kälteschutzhose aus Beständen der Bundeswehr nicht vom Fahrtwind heruntergekühlt worden. Aber das Bild was sich mir dann in der Vollmondnacht auf der A12 geboten hat: Einzigartig!
Den größten Teil der Strecke war ich in meiner Fahrtrichtung alleine unterwegs. Erst kurz vor Innsbruck sollte es wieder ein wenig voller werden. Bis dahin konnte ich die Fahrt im Mondschein tatsächlich genießen. Über die Fahrbahn, welche sich übrigens in hervorragendem Zustand befunden hat, ging es bis zu einer Shell Tankstelle kurz vor Innsbruck. Dort ein kurzer Zwischenstopp und der erneute Versuch in Deutschland anzurufen. Jedoch fand mein Handy genau so wie schon nach dem Bezahlen der Maut bei St. Anton am Arlberg kein Netz.
Also Tanken, noch schnell zwei Bilder machen und weiter in Richtung Rosenheim. Übrigens: Es gab auch bei der Shell in Österreich Rabatt mit der ADAC Mitgliedskarte.
Nicht darüber wundern das die Preise an der Tankstelle in Österreich fast das Niveau der Preise in Deutschland haben beziehungsweise bei Diesel sogar überschreiten. Tankstellen an den Autobahnen in Österreich sind teuer. Sehr teuer. Wer die Autobahn verlässt und sich in Ortschaften eine Tankstelle sucht, wird Preisunterschiede von bis zu 15 Cent pro Liter feststellen.
Diesel ist übrigens in Österreich nur geringfügig günstiger als Super. Während man in Deutschland einen Unterschied von bis zu 16 Cent zwischen Super (E5) und Diesel gewohnt ist, sind es in Österreich nur 3 bis 5 Cent.
Um etwa 22:30 Uhr konnte ich dann endgültig von der XJ 600 S absteigen. Ich hatte mein Ziel erreicht. Nun aber schnell abladen und dann rein in bequeme Klamotten.
Was ich heute gelernt habe: Wenn nirgendwo ein Piktogramm für Motorräder steht: Bei PKW einreihen. Aber darauf achten, dass es nicht die Videomautspur ist. Außerdem sollte man die Mautgebühr als Motorradfahrer schon abgezählt vorbereitet haben. Dann gibt es auch keine Probleme an der Mautstation.
Die Fahrt in der Vollmondnacht war zwar schön, aber ich glaube es reicht voll und ganz dies einmal im Leben gemacht zu haben.
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Datum: | 30.09.2012 |
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