Warum konnte es nicht die ganze Woche schon so ein tolles Wetter sein wie heute? Die Sonne scheint, das Thermofutter wird aus der Jacke geknöpft und bleibt daheim und die Sommerhandschuhe werden über die Finger gezogen.
Öl habe ich schon unter der Woche einmal nachgefüllt und den Stand wieder korrigiert, der Reifendruck ist seit vielen, vielen Wochen konstant (wurde aber auch noch mal vor der Abfahrt überprüft).
Sehr früh ging es heute los. So früh, dass ich bereits kurz nach 9 Uhr im Allgäu am ersten Nachweispunkt war. Das Allgäu. Unendliche Weiten (zumindest bis der nächste Hügel den Blick versperrt). Panoramen noch und nöcher. Motor aus, Kinnteil hochklappen und kurz innehalten und die Natur genießen.
Man ist schließlich alleine mit sich, der Natur, den quietschenden Sidis und dem Sonnenschein. Na ja... Also... Ähem... *räusper*
Wenn nicht gerade heute die Abschlussfahrt des Zötler Gold Race[1] laufen würde wäre dem tatsächlich so.
»Griaß`di im Allgäu!« sagt Zötler und forderte am heutigen Samstag ab 6 Uhr von den begeisterten Radfahrern einiges ab: Start in Sonthofen, über Ofterschwang zum Riedbergpass und diesen hinauf, rüber nach Sibgratsgfäll, weiter nach Rohrmoos und über Oberstdorf zum Oberjoch. Weiter dann Wertach und Burgberg zurück nach Sonthofen.
130 km, 2'200 Höhenmeter. Respekt. Ich habe um 9 Uhr vermutlich die Führungsgruppe am Nachweispunkt »Gereute« beziehungsweise kurz davor erst überholt und anschließend fotograpixeln können.
Was definitiv die richtige Wahl heute war: Der Sommer ist da. Zumindest gab es fast den ganzen Tag lang nahezu wolkenfreies Blau am Himmel und wenn ich noch die dicken aber eben wasserdichten Handschuhe angehabt hätte wäre mir der Spaß wohl deutlich getrübt worden. Mit den luftigen Sommerhandschuhen war es aber sehr angenehm zu fahren.
Die ersten Nachweise waren flugs erbracht, wobei an Kreuzungen immer wieder kurze Stopps notwendig waren: Die Feuerwehr sperrte die Straße für die Radfahrer ab, welche somit Vorfahrt bekamen und nicht anhalten mussten. Gleiches Spiel auch beim Kreisverkehr am Ortsrand von Oberjoch. Dort durfte ich dann gemeinsam mit einem Porschefahrer rund 2 Minuten warten bis eine weit auseinandergezogene Gruppe von Radfahrer den Kreisverkehr passiert hatte bevor ich weiter in Richtung Schattwald fahren durfte.
Ein kleiner Tipp: Tankt nicht direkt in Schattwald. Dort sah es auch heute wieder aus als hätten Ameisen einen Klecks verschüttetes Cola entdeckt: Rückstau bis fast auf die 199 zurück.
Fahrt einfach weiter bis nach Tannheim. Dort dann die Kirche suchen, denn direkt daneben befindet sich nicht nur das Gasthaus »Dorfschmiede« sondern auch eine OMV Tankstelle.
Vielleicht steht die Tankstelle genau dort wo früher der Amboss stand? Ich habe nicht weiter nachgefragt. Dafür wurde ich befragt: Ein älterer Herr mit Hamburger Kennzeichen an seinem Kombi wollte wissen »Ist die noch luftgekühlt?«. Er zeigte dabei mit der Hand auf den Motor meiner R 1150 GS.
»Luft- und ölgekühlt ist sie« antworte ich. Ich zeige auf den Ölkühler unter dem Scheinwerfer, welcher schon wieder einiges an Insekten auf der Anfahrt eingesammelt hat.
»Ich hatte auch mal eine BMW, aber die war nur luftgekühlt. Das ist schon lange her. Gute Weiterfahrt!«
Ich komme nicht mehr dazu nachzufragen welche BMW er hatte, er ist schon wieder auf dem Weg zurück in seinen Kombi in welchem seine (mutmaßliche) Ehegattin schon ungeduldig auf dem Beifahrer sitzt und bereits die Türe geöffnet hatte. Wo bleibt nur der (mutmaßliche) Gatte so lange?
Die Preise in Österreich – daran könnte sich der Deutsche gerade nur zu gerne gewöhnen. Während ich bei der Anfahrt etwas von 1,609 für den Liter E10 lesen konnte gibt es in Österreich Super E5 für 1,349 Euro pro Liter. 26 Cent Differenz... Und die 1,609 Euro waren nicht an der Autobahn, das Schild stand bei einer kleinen Tankstelle in einem Dorf.
Wie in den ersten Beiträgen zum Pässeknacken angekündigt: Weniger Nachweisbilder in meinen Beiträgen, dafür mehr Bilder vom »Drumherum«. So also ein Bild wie ich das Nachweisposter gerade am Nachweispunkt »Lumberg / Seealpe« einrolle um es wieder in den Tankrucksack stecken zu können.
Über den Gaichtpass ging es nun auf zu neuen, unbekannten Straßen. Zumindest mir unbekannten Straßen.
Statt nach links abzubiegen ging es nach rechts in Richtung Namlossattel. Ihn von Westen nach Osten zu befahren war problemlos, auch für mich der noch immer Höhenangst hat. Mir setzen noch immer fehlende Leitplanken zu. Zwar bin ich auch noch nie von einer normalen Landstraße »heruntergefallen«, aber wenn es am Straßenrand ohne »irgendwas dazwischen« gleich einige Meter nach unten geht wird mir noch immer mulmig zu Mute.
Panorama am Nachweispunkt »Namlossattel«. Die leere Straße auf dem Bild täuscht, ich musste abwarten bis mal nichts vorbeifährt und dann schnell das Panorama machen. Ansonsten hatte ich immer »abgeschnittene Motorräder« mit im Bild.
Es ist schon irgendwie verblüffend: Immer wieder gab es Pausen in denen kein einziges Fahrzeug vorbeifuhr. Dann wieder ein Pulk aus 5–10 Motorrädern hinter einem einzelnen PKW. Man »sammelt sich« also hinter den »Hindernissen«.
Der nächste Nachweispunkt in meinem Roadbook war nicht weit entfernt. Noch 9 Kilometer bis »Berwang«. Zusatzinformation: Man solle das westliche Ortsschild nehmen.
Bevor ich weiterfuhr wollte ich trotzdem noch irgendwie einen vom Schnee bedeckten Teil der Lechtaler Alpen in einem Bild einfangen. Bei der Anfahrt zum Nachweispunkt lag neben der Straße an den Nordflanken teilweise noch immer etwas Schnee. Immerhin liegt der Nachweispunkt auf 1'360 Meter (laut Navi).
Berwang. Man wird immer wieder auf der Strecke – als Motorradfahrer – gebeten leise zu fahren. Das scheint sogar gut zu klappen. Anders als ich es von manchen Ecken und Strecken in Deutschland kenne fahren eigentlich alle Maschinen ohne sonderlich laut zu sein an mir vorbei. Ja, natürlich habe ich meinen Gehörschutz drin. Trotzdem ist ein deutlicher Unterschied zwischen den Supersportlern in Österreich und denen in Deutschland zu hören. Ob das wohl daran liegt das in Österreich inzwischen stärker kontrolliert und entsprechen geahndet wird? Hm. Ich wurde bislang bei meinen Touren noch nicht mal zur Kontrolle der Vignette herausgezogen. Weiß da jemand mehr wie die aktuelle Lage zum »db-Eater-Verlust« in Österreich aktuell geahndet wird?
Bei Bielbach stieß ich auf die Fernpassstraße. Nach rechts zu fahren hätte mir noch einen weiteren Nachweispunkt eingebracht, ich wollte aber nach links. Super. Natürlich ist die Fernpassstraße gut befahren und ich stehe gefühlt eine halbe Stunde an der Kreuzung und komme nicht nach links weg. Tatsächlich waren es wohl »nur 2– 3 Minuten«. Ein, zwei Fahrzeuge konnten nach links abbiegen, dann war schon wieder keine Lücke mehr im fließenden Verkehr vorhanden.
Daher freute ich mich wirklich als ich endlich auf der L255 war und den Nachweispunkt »Ammerwandalpe« ansteuerte. Denn die Strecke beinhaltet die Uferstraße am Plansee. Wenn die Sonne hoch steht und den See anstrahlt hat er dieses fast schon unrealistische blau.
Auf der Panoramaaufnahme sieht es nach Einsamkeit, Ruhe und Frieden aus. Tatsächlich ist die Straße stark befahren. So auch am heutigen Samstag. Unzählige Motorradfahrer und PKW fuhren während meiner Aufnahme an mir vorbei. Warum ich so nah an der Straße geparkt hatte? Als ich angehalten hatte war der Bereich rechts vom Schild von einer großen Reisemaschine und ihren zwei Passagieren komplett ausgefüllt.
Die Fahrt ging weiter, durch den Ettaler Forst zum Ettaler Sattel. Kein Schnee weit und breit, dafür plätscherte parallel zu einem Teil der Straße das Tauwasser den Berg hinab.
Großer Andrang auf dem Parkplatz am Ettaler Sattel. Auch hier: Der einsame Fahrer auf seiner Honda war eigentlich der Vorbote einer Gruppe von rund 20 Motorrädern. Beim erstellen der Panoramaaufnahme konnte ich die aber geschickt »umgehen«.
Garmisch-Partenkirchen. Nach der Umfahrung von Farchant durch den Tunnel bietet sich der Anblick welcher auf der Aufnahme unten zu sehen ist.
In der Stadt selbst ist die B2 derzeit fast durchgehend eine Baustelle. Es ging nur schleppend voran. Wo die Straßenmarkierungen fehlen herrscht Chaos weil manche nicht erkennen das eigentlich zwei Fahrspuren zur Verfügung stehen – also fahren sie mit ihren SUV sicherheitshalber mal in der Mitte...
»Klais«, »Kesselbergstraße« – wieder zwei Nachweispunkte eingesackt. Gab es etwas besonderes zu fotograpixeln? Nein. Das Übliche: Den Bahnhof in Klais als Nachweis und auf der Fahrt zum Nachweispunkt an der Kesselbergstraße wieder unmengen von Surfern, welche die Uferstraße des Walchensees komplett zuparken und dann in ihren Wetsuits neben und auf der Straße herumtappsten.
Ich legte eine längere Pause ein. Der Rest vom Inhalt der ersten Mineralwasserflasche wurde zügig konsumiert, ein Liter ist also weg. Ich glaube für den Sommer muss ich mir dann wohl einen Trinkrucksack zulegen, macht durchaus Sinn. Es gab ja mal einen schicken, neongelben von Camelbak. Mal sehen ob ich den wieder bei einem der Anbieter finden kann.
Zwei Touristen auf dem Auerberg im Allgäu. Sieht man auch nicht so oft.
Der Blick zur Kirche war leider von einem Eigenbau-Wohnmobil versperrt. Das erleichtert nicht gerade das Erstellen vom Passknackernachweis.
Endspurt – aber ganz gemütlich. Mein Navi führte mich wieder einmal über schmale Straßen anstatt mich auf größere oder zumindest breitere Landstraßen zu führen. Das entschleunigte und war ein schöner Kontrast zu den Autobahnkilometern, welche zu dem Punkt noch auf der Heimfahrt lauerten.
»Knöbel (Sachsenried)«, der letzte Nachweis für den heutigen Tag. »Nur« 15 Nachweise auf einer Strecke von rund 550 km (inklusive Anfahrt und Heimfahrt ab dem letzten Nachweispunkt).
Die Wiesen wurden gemäht, auf den Bildern wird »der erste Schnitt« für die Grassilagen vorbereitet: Sie werden »geschwadet«. Das geschnittene Gras wird also in reihen zusammengerecht abgelegt.
Während ich das Passknackerposter wieder in den Tankrucksack einpacke werde ich vom John Deere hinab freundlich gegrüßt.
Mein Navi führte mich durch diverse Dörfer schließlich nach Jengen an der B12, kurz vor der A96 nach Memmingen. Tankstopp bei 300 km. »Immerhin keine 1,609 Euro mehr« geht mir durch den Kopf während ich den Tank der BMW befülle.
Ein Cent pro Liter geht noch weg (ADAC-Mitgliederrabatt bei Shell), am Ende sind 16,53 Liter für 25,94 Euro in den Tank gewandert.
Rauf auf die Autobahn, erst A96 nach Westen (mit obligatorischem Blenden vom Sonnenschein9, dann auf die A7 in Richtung Norden.
Der Tacho zeigt inzwischen 90'679 km an. Mal sehen wie lange die Mitas E-07 Dakar noch mitmachen. Mal sehen wann die 100'000 km erreicht sind. Dieses Jahr sicherlich nicht mehr, ich glaube nicht das ich noch 9'500 km dieses Jahr fahren werde. Wobei... So wie meine derzeitigen Touren aussehen sind das ja »nur« 19 Tagestouren.
Morgen wird nicht gefahren. Morgen wird erst einmal wieder geputzt und das Reifenprofil inspiziert. Ich kann mir ja schon mal Gedanken zum nächsten Satz Pneu machen. Der Metzeler Roadtec 01 wird sicherlich nicht so lange halten wie der Mitas E-07 Dakar (ich las von etwa 8'000 km vorne und 12'000 km hinten in den Foren), dafür wäre dann sicherlich das auf den Lenker übertragene »Gerubbel« auf der Autobahn weg. Aber eigentlich hatte ich mich schon daran gewöhnt. Kostenlose Massage...
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Datum: | 01.06.2019 |
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