Sie sorgen für Unmut bei PKW- und Motorradfahrern und machen den Geldbeutel dünner: Vignetten für die Autobahnbenutzung in diversen Ländern. Kommt noch Unverständnis dazu, werden schnell Anschuldigungen verteilt, welcher jeglichen Grundlage entbehren.
Daher will ich heute gleich mit drei Anschuldigungen beziehungsweise Gerüchten aufräumen. »Die Schweizer machen ihre Vignette immer teurer!« ist das erste Gerücht. Weiterhin ist immer wieder zu lesen der Fachausdruck der Österreicher für die Autobahnvignette sei »Pickerl«. Zu guter letzt wird der armen Vignette für die Autobahnbenutzung in Österreich auch regelmäßig unterstellt sie würde nicht richtig kleben. Dann fange ich mal damit an die Gerüchte und Behauptungen auszumerzen.
Die Vignette für die Autobahnbenutzung in der Schweiz wurde seit Einführung 1985 nur ein einziges mal teurer. Bis 1994 kostete sie 30 schweizer Franken, seit 1995 unverändert den gleichen Betrag: 40 schweizer Franken. Jahr für Jahr – auch 2013. Warum sie den deutschen aber immer wieder teurer vorkommt liegt am Wechselkurs. 2010 waren es noch 27,50 Euro, für 2013 werden 33 Euro fällig. Da können aber weder die Vignetten noch die Schweizer Bürger etwas dafür. Schließlich machen die nicht den Wechselkurs.
Der Deutsche fühlt sich nicht nur eloquent wenn er die schweizerische Währung mit »Fränkli« und »Räppli« bezeichnet – und sich damit völlig lächerlich macht beziehungsweise im schlimmsten Fall als beleidigend interpretiert wird –, sondern auch wenn er die Vignetten in Österreich alle pauschal als »Pickerl« bezeichnet.
Alles was klebt, »pickt«. Also ist ein Aufkleber in Österreich ein »Pickerl«. Gemeint ist aber in der Regel das Äquivalent zur Prüfplakette vom deutschen TÜV: Die Vignette für die §57a-Begutachtung.
Daher liebe Deutsche: Kauft euch eine Vignette für die österreichische Autobahn und kein »Pickerl« wenn ihr irgendwo in Österreich steht und schneller vorankommen wollt.
Die Vignetten kann man übrigens auch in Deutschland erwerben. Beispielsweise in den Geschäftsstellen vom ADAC oder auch in grenznahen Tankstellen. Wobei »grenznah« dann kein genauer Begriff ist. Dettingen an der Iller ist beispielsweise noch rund 90 km vom Grenzübergang nach Österreich entfernt, trotzdem bekommt man an der Autobahntankstelle eine Vignette.
Anders als die Vignette für die Autobahnbenutzung in der Schweiz ist die Vignette in Österreich Jahr für Jahr teurer geworden. Das setzt sich auch 2013 fort. Die Jahresvignette für Motorräder kostet dann 32,10 € (2012 waren 31,00 € fällig), für PKW unter 3.5 Tonnen sind 80,60 € zu bezahlen (2012 waren es noch 77,80 €).
Wer – wie ich – nicht so oft in Österreich die Autobahn nutzt, der konnte sich 2012 für 11,70 € die 2-monats-Vignette kaufen. 2013 werden für den gleichen Zeitraum 12,10 € fällig.
Wie man unschwer auf der Quittung oben erkennen kann, habe ich mir heute die Vignette für zwei Monate gegönnt. Ich werde sie auch brauchen, denn Anfang Oktober soll es noch mal nach Italien gehen.
Damit sind wir schon beim dritten und letzten Gerücht: Die Vignette für die Autobahnbenutzung in Österreich soll einen ganz schlechten Klebstoff besitzen.
Als Montageort wird häufig das Tauchrohr empfohlen. Im Gegensatz zur Verkleidung, dem Schutzblech, dem Tank oder der Windschutzscheibe einer Tourenmaschine gibt es da keine Diskussionen ob das Teil nun leicht oder schwer zu entfernen ist.
Viele Motorradfahrer in Österreich verwenden auch genau diesen Ort da die Plakette für die §57a-Begutachtung ebenfalls am Tauchrohr angebracht wird – auf der rechen Seite der Maschine.
Somit gehört die Vignette automatisch nach links und sollte auch dort montiert werden. Dies ist zwar nicht explizit in der auf der Rückseite befindlichen Anleitung erwähnt, erleichtert einem das Leben bei einer Kontrolle aber ungemein.
Allerdings gehört das Tauchrohr nicht gerade zu den Bauteilen, welche keine Schmutz abbekommen. sollte auch noch der Simmerring nicht mehr ganz fit sein hat man zudem noch eine mehr oder weniger dicke Ölschicht auf dem Metall.
Daher muss man – so wie es auch in der Anleitung steht – darauf achten, dass man die Oberfläche tatsächlich fettfrei bekommt.
Den groben Schmutz bekommt man nachdem er mit Wasser aufgeweicht wurde gut ab: Überrest von Insekten, Staub und sonstiger Dreck. Ich habe dazu einfach ein bisschen Neutralseife verwendet. Das auch auf dem Tauchrohr befindliche Fett und Öl bekommt man damit aber nicht weg. Porentief sauber sieht anders aus.
Daher einfach ein Papiertuch und eine Dose Bremsenreiniger. Den Bremsenreiniger nicht direkt auf das Tauchrohr sprühen, sondern in das Papiertuch. Mit dem dann anschließend das Tauchrohr abreiben und so fettfrei bekommen.
Kurz ablüften lassen und dann die Vignette aufkleben. Fertig. So einfach kann es sein... Aber wer hat unterwegs so viel Zeit? Daher: Vor der Abfahr schon die Vignette besorgen und aufkleben. Erleichtert den Umgang mit ihr.
So... Und wie stellen wir nun fest wie gut der Kleber ist? Also bej den mir bekannten österreichischen Motorradfahrern hält eine so montierte Vignette mindestens zwei Monate, die Jahresvignette sogar ein Jahr. Das kann doch nicht am Klebstoff liegen?
Daher mache ich einfach einen Langzeitversuch: Ich werde die Vignette einfach so lange auf dem Tauchrohr kleben lassen bis sie von alleine abfällt oder vom Fahrtwind abgerissen wird. Versprochen.
Aber bis es soweit ist werden sicherlich noch ein paar Wochen oder eher Monate vergehen. Das gute Wetter am heutigen Tage habe ich jedenfalls noch für einen kleinen Tagesausflug nach Österreich genutzt.
Auf dem Plan standen: Vorarlberg, ein kurzer Abstecher in die Schweiz und anschließend wieder zurück nach Hause.
Doch vor dem kleinen Bericht zur Tour noch ein paar allgemeine Informationen rund um die Vignette für die österreichische Autobahn. Denn nicht nur die Autobahn ist vignettenpfichtig, auch die Nutzung der Schnellstraßen in Österreich setzt eine gültige Vignette voraus.
Außerdem sind einige Tunnel nicht mit dem Kauf der Vignette einfach so befahrbar. So kostet der Arlbergtunnel beispielsweise 8,50 Euro extra. Warum ich genau den nenne? Weil ich demnächst einmal durch ihn (beziehungsweise sie, sind ja zwei Abschnitte) hindurchfahren werde.
Welche Vignettenarten es für Österreich gibt und was beispielsweise die Tageskarte für die Großglockner Hochalpenstraße kostet, kann einer Seite vom ADAC[1] entnommen werden. Auch die ASFiNAG stellt auf einer Website[2] alle Vignetten – inklusive der sogenannten »Korridorvignette« vor.
Die Farbe der diesjährigen Vignette nennt sich übrigens »petrol«. 2013 darf man sich dann die dann gültige Vignette in »himbeer« auf das Tauchrohr kleben.
Die Preise der Vignette werden jedes Jahr übrigens neu ermittelt. Nicht aufgrund von geplanten Wartungs- und Baumaßnahmen, sondern abängig vom Verbraucherpreisindex in Österreich:
Quelle: ASFiNAG – Himbeer als neues Farbkleid für die Vignette 2013[3]
31,10 Euro für ein Jahr mit dem Motorrad in Österreich Schnellstraßen und Autobahn benutzen. Wenn man bedenkt was derzeit eine Tankfüllung kostet erscheint das gar nicht mehr so viel...
Bevor ich mir aber eine Vignette in »himbeer« ans Tauchrohr klebe, werden noch ein paar Monate vergehen. Daher erst einmal was ich heute so an Eindrücken sammeln konnte.
Zum einen war der Pfändertunnel heute fast schon eine Wohltat. Mal abgesehen von den sich dort zwangsläufig ansammelnden Abgasen war dieser nämlich deutlich kühler als die Straßen vor und nach dem Tunnel.
Getankt wurde in Österreich an einer Tankstelle abseits der Schnellstraße. In Rankweil konnte ich einfach und bequem mit meiner Visa-Karte auch noch an einem der Geldautomaten ein wenig Bargeld »ziehen« und anschließend bei der Shell Tankstelle im Ort gleich wieder in eine Tankfüllung investieren.
Was ich bis jetzt noch nicht wusste, mir aber von der freundlichen Dame an der Kasse gesagt wurde: Wer ADAC-Mitglied ist bekommt auch in Österreich an jeder Shell Tankstelle Rabatt.
Bei 1,551 Euro pro Liter Super nicht die Welt, aber immerhin. Wo man sparen kann wird gespart.
Die Schweiz und Liechtenstein sind nur einen Steinwurf entfernt. Daher bin ich mit der XJ 600 S auch noch in die Schweiz gefahren und hatte dort natürlich die Autobahn tunlichst zu umfahren. Ansonsten hätte ich mir auch noch für dort eine Vignette holen müssen.
Aber: Wer will schon auf die Autobahn wenn es dort gemütliche, kurvige, kleine Straßen gibt, welche man mit dem Motorrad fahren kann? Eben.
Der Vollständigkeit halber auch noch ein Blick auf die Preise einer Tankstelle im Grenzgebiet auf der schweizerischen Seite. Wie man sehen kann ist die Schweiz nicht zuletzt wegen dem Wechselkurs zum Euro inzwischen beim Super auf österreichischem Niveau.
Diese war in der Schweiz schon immer teurer. Daher besteht ja auch ein Tanktourismus an der Grenze zwischen Schweiz und Deutschland: Besitzer von Dieselfahrzeugen in der Schweiz kommen gerne mal zum Tanken nach Deutschland herüber.
Das Überqueren der Grenze zwischen der Schweiz und angrenzenden Nachbarländern ist inzwischen auch nicht mehr zwangsläufig mit einer Kontrolle durch den Zoll verbunden.
So wie am Übergang Mäder sieht es auch an anderen Übergängen aus: Niemand da. Einfach langsam die Grenze passieren und schon ist man in der Schweiz oder eben in einem der Nachbarländer.
Kontrolliert wird man dann unter Umständen ein paar hundert Meter weiter wenn man an einer mobilen Kontrollstation herausgewunken wird. Gesucht wird in der Regel nach eingeführten Lebensmitteln, welche in der Schweiz bestimmte Freimengen nicht überschreiten dürfen. Da man auf einem Motorrad nicht sonderlich viel mit sich führen kann wird man vermutlich eher durchgewunken.
Auf meiner heutigen Tour mit insgesamt vier Grenzübertritten wurde ich nicht einmal kontrolliert.
Wieder zurück in Deutschland, etwa 20:15 Uhr. Ich mache noch ein letztes Mal halt bevor die letzten Kilometer bis nach Hause abgespult werden. Wieder einmal zeigt sich: Wer die unbequeme Unterwäsche wählt, hat nach rund 200 km keinen Spaß mehr.
Wenn ich jemals eine längere Tour fahren werde, werde ich mir vermutlich Bekleidung für Radfahrer besorgen.
Dieses Jahr werde ich wohl nicht mehr den hinteren Reifen wechseln lassen müssen.
Es ist zwar erst August, aber in den nächsten Wochen wird keine große Tour mehr anstehen. Nur ein paar 100 Kilometer um den Feiertag am 3. Oktober herum. Ansonsten lässt mir der Beruf gerade keine Möglichkeit um mit der XJ 600 S fahren zu können.
Ich hoffe das ich dann Glück habe und es auch vom Wetter her so wie heute ist: Ideales Motorradwetter. Insbesondere wenn man kurz im Schatten eine kleine Pause einlegt.
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Datum: | 08.09.2012 |
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