Ich war ja schon vor ein paar Tagen[1] dort. Damals noch mit der GSF 1200, heute war die Anreise per dem Zug (und Bus). Damals noch am Grübeln, die Entscheidung ist aber schon vor ein paar Tagen gefallen: Nach dem Verkauf meiner XJ 600 S hat es also nicht wirklich lange gedauert bis ich wieder »ein Motorrad zuviel« habe. Die GSF 1200 bleibt noch ein wenig erhalten. Sollten sich – wider Erwarten – doch noch irgendwelche größeren Probleme bei der R 1150 GS einstellen, habe ich so noch immer ein Gefährt parat.
Den heutigen Beitrag habe ich in mehrere Abschnitte unterteilt. Wer direkt zu einem bestimmten Bereich springen will, kann einfach einen der folgenden Punkte anklicken:
Die Fixkosten (Steuer und Versicherung) sind überschaubar, daher plagt mich keine Eile beim Verkauf der GSF 1200. Aber heute soll es sich hier nicht um die GSF 1200 drehen, heute steht die BMW R 1150 GS im Vordergrund. »Endlich« ist sie da. Eigentlich hätte sie ja sogar noch vor der XJ 600 S kommen sollen, aber die Preise waren mir damals viel zu hoch, außerdem wollte ich zunächst nach der 125er mit ein paar kW weniger anfangen.
Nun habe ich das was ich will (oder zumindest glaube haben zu wollen): Kardan, ABS und sogar eine Griffheizung sind ab jetzt »Normalzustand«. Anscheinend bin ich auch einer der Wenigen, denen die Optik der R 1150 GS mit »Karl Dall Blick« nichts ausmacht. Eher im Gegenteil: Ich finde die fehlende Symmetrie sogar schick.
Die Vorgeschichte der R 1150 GS ist einigermaßen nachvollziehbar. Leider fehlt das Serviceheft, aber es waren einige wenige Rechnungen mit den zuletzt durchgeführten Arbeiten sowie als Nachweis der getauschten Teile mit dabei.
Etwas dubios ihr Zwischenstopp beim letzten Eigentümer, von welchem ich sie erworben habe. Dieser hatte sie gekauft und darauf bestanden, dass noch einmal eine frische Hauptuntersuchung durchgeführt wird. Eigentlich hätte sie noch bis Mai 2016 bis zur nächsten HU warten können (steht ja im Fahrzeugschein beziehungsweise der Zulassungsbescheinigung Teil I), ich bekomme sie jetzt dann eben mit Termin im Mai 2017.
Am 11. Mai 2015 wurde sie also beim TÜV in Sonthofen vorgeführt, wenige Tage später hatte er sie dann aber schon wieder im Internet inseriert. Warum das? Er hatte eine andere R 1150 GS ohne »Kampfspuren« und mit deutlich niedrigerer Laufleistung günstig entdeckt und gleich zugeschlagen. Daher hatte er nun seinen Angaben nach ein Luxusproblem: Gleich zwei R 1150 GS daheim.
Am 16. Mai 2015 habe ich sie mir also angeschaut, mangels Zulassung war keine Probefahrt möglich. Schrammen am Tank sowie der Soziussitzbank und oben auf dem rechten Zylinder ein paar angeschrammte Kühlrippen fielen auf dem ersten Blick ins Auge.
Dafür konnte sie auf der anderen Seite mit ein paar Extras punkten, welche ich sowieso gerne haben wollte und deren Anschaffungskosten dann für mich entfallen: Sturzbügel von Hepco&Becker, die Seitenverkleidungen von Wunderlich (schließen die hässliche Lücke unterhalb der Sitzbank und decken zudem noch den Bremsflüssigkeitsbehälter hinten ab) sowie relativ neue Reifen (2013). Diese waren in den vergangenen beiden Jahren nur etwa 5'000 km gefahren worden. Ebenso die beim Kauf noch verbaute Drossel auf 25 kW.
Von ihren knapp 65'000 km ist sie also etwa 5'000 km binnen eines Jahres auf 25 kW gedrosselt über die Straßen gerollt. Seit Oktober 2014 stand sie dann abgemeldet herum um nun im Mai 2015 gleich zwei neue Eigentümer zu bekommen.
Ein wenig überrascht war ich schon als ich beim Gespräch mit dem Verkäufer erfahren habe, dass die Maschine auf 25 kW gedrosselt worden ist – dies stand nämlich nicht in der Anzeige drin. Vermutlich war der Nachwuchs mit der Maschine unterwegs und hatte eben noch nicht den unbeschränkten A erworben.
Die Drossel hatte der Verkäufer bereits ausgebaut, die Änderung aber noch nicht eintragen lassen. Der Kauf der anderen R 1150 GS kam da wohl dazwischen. Also musste ich sie zunächst mit den alten Papieren (und der 25 kW Drossel) zulassen und sie dann mit ausgebauter Drossel zur Dekra in Kempten fahren.
Vorgestern hatte ich dort angerufen und nachgefragt, was sie denn sehen wollen wenn die Drossel ausgetragen werden soll. Nun ja, natürlich die Drossel selbst (falls möglich) sowie der originale Brief (falls möglich). Mit beidem im Gepäck hatte ich die Fahrt ins Allgäu angetreten und dann in Kempten auch parat.
Anhand der im März 2000 im Brief bei der Erstzulassung vorhandenen Daten wurde der »Originalzustand« wiederhergestellt. Allerdings ohne die etlichen Reifenkombinationen aufzulisten. Da der eine oder andere Pneu davon sowieso nicht mehr produziert wird, hätte dies auch wenig Sinn gehabt.
Wie nicht anders zu erwarten sind auch noch ein paar andere Details nicht mehr ganz original. Die Maschine ist schließlich 15 Jahre alt und hat rund 65'000 km abgespult.
Wer die R 1150 GS kennt, dem wird die veränderte Front natürlich ins Auge fallen.
Die komplette Front stammt wohl von einer Adventure, welche 2002 oder später produziert wurde. 2000 gab es keine blau eloxierten Tauchrohre und der »schwarze Schnabel« war der Adventure vorbehalten.
Der silberfarbene Schnabel war mal gelb. Zumindest blitzt an zwei kleinen Stellen noch der originale Farbton durch. Hätte ich das nicht entdeckt wäre ich davon ausgegangen, dass der kurze Schnabel noch original von der 2000er ist.
Am Rahmenheck und durch die zweigeteilte Sitzbank ist zu erkennen »das ist aber keine Adventure«. Klar, kann man auch alles umbauen und aus einer Adventure am Heck eine »normale GS« bauen – aber wer würde so etwas machen?
Ursprünglich war wohl ein Topcase von Givi, Kappa oder Konsorten verbaut. Das Wabenmuster des Universalträgers hat sich jedenfalls dauerhaft in die Oberfläche des Hecks eingearbeitet.
Da sie mindestens einen heftigeren Unfall hatte (daher die neuere Front von 2002 oder später), haben auch andere Teile ein wenig gelitten. Dazu gehört die Soziussitzbank, welche deutliche Abriebspuren im Kunstleder vorweisen kann.
Das mutmaßlich zur Zeit des Erstbesitzers oder gar bei Auslieferung aufgebrachte Tankpad erfüllt noch immer seinen Zweck. »Martin, Schongau« ist auch noch deutlich genug zu lesen und die rote Farbe ist auch nicht verblichen.
Allerdings hat es Kleberrückstände auf der Oberfläche, eventuell ist hier mal ein Kabel verlegt gewesen? Einen anderen Grund für die Anbringung eines Klebepads fällt mir spontan jedenfalls nicht ein.
Die Sturzschäden auf der rechten Seite der BMW setzen sich an Tank und Motor fort. Was genau passiert ist konnte mir der aktuelle Eigentümer der Maschine nicht sagen. Schließlich hatte er sie selbst gerade erst erworben.
Natürlich sieht das jetzt nicht ganz so schick aus wie man es gerne hätte, mich stört es aber nicht weiter. Immerhin ist die Maschine schon über 65'000 km und 15 Jahre lang im Gebrauch gewesen.
Für mich neu und absolut erwünscht: Die zweistufige Griffheizung der BMW, welche so ab Werk geordert werden konnte. Ich bin schon auf die ersten Fahrten im Herbst oder bei nicht ganz so optimalem Motorradwetter gespannt. Ich hoffe mir ein entspannteres Fahren dank warmer Hände.
Auf der GSF 1200 war es im Herbst dann doch reichlich frisch wenn die Sonne untergegangen war.
Worauf ich mich nicht wirklich freue, aber zur GS gehört es eben mit dazu: Kreuzspeichenfelgen. Da werde ich wohl einige Zeit für die Pflege aufwenden müssen. Die Alugussfelgen meiner bisherigen Maschinen waren da deutlich pflegeleichter.
Da es eine R 1150 GS von 2000 ist (mit Felgen von 2000) sind die Speichen noch verchromter Stahl, erst später wurde von BMW auf Edelstahlspeichen gewechselt.
Nicht zwingend notwendig aber schick: Die kleinen Verkleidungen aus dem Sortiment von Wunderlich. Die Lücke unterhalb vom Sattel sieht im Werkszustand tatsächlich irgendwie unfertig aus. Beim Kauf waren die Abdeckungen für beide Seiten mit dabei – dann muss ich mir schon keine kaufen.
Die Abdeckungen sind vor Davonfliegen oder Langfingern durch den darüber montierten Sitz geschützt.
Tja, aber auch den ersten Verlust muss ich beklagen: Eine der beiden Führungen der Soziussitzbank hat sich bereits verabschiedet. Sie hing ohnehin nur noch »am seidenen Faden«. Vermutlich ist sie bei dem Sturz angeknackst worden, welcher auf der Oberseite der Sitzbank ebenfalls seine Spuren hinterlassen hat.
Vielleicht kann man das ja noch mal Kleben? Na, viel Stabilität wird dann davon aber nicht zu erwarten sein. Die erste Montage der Sitzbank ohne die Führung ergab, dass sie auch so hält – nur das »Einfädeln« ist schwieriger.
Wie bereits oben geschrieben: Die Drossel auf 25 kW war beim Kauf bereits ausgebaut und ich habe sie lose in die Hand gedrückt bekommen. Damit wieder alles rechtens ist, muss der Ausbau der Drossel natürlich in die Papiere eingetragen werden.
Der erste Schritt ist die Vorstellung der Maschine bei TÜV, Dekra oder einem der anderen Prüfstellen. Dort wurde die Leistungssteigerung durch »Rückrüstung auf Originalzustand« bestätigt. Da kein Mensch eine Drossel austrägt, sie dann aber nicht ausbaut ist der Ablauf deutlich einfacher im Vergleich dazu wenn man eine Drossel eintragen lassen will.
Nach einem Zwischenstopp bei der Dekra in Kempten hatte ich das Gutachten für die Leistungssteigerung durch Zurücksetzen in den Originalzustand bereits auf der Rückfahrt »eingesackt«. Der nächste Weg sollte daher gleich die Fahrt zur Zulassungsstelle sein, welche heute Nachmittag geöffnet hatte – dank des »langen Donnerstags«.
Nun war ich ja erst dort gewesen um mit den Papieren die Zulassung durchführen zu können. Der bisherige Eigentümer hat mir die Papiere per Paket (versicherter Versand) zugeschickt und mir so die Zulássung ermöglicht.
»Aufrufnummer A220« – nach einer Wartezeit von rund 10 Minuten war ich an der Reihe. Mein Auftreten in voller Motorradkluft im Leder-Textil-Mix und mitgeführtem Helmrucksack wurde entsprechend kommentiert: »Ist Ihnen das so nicht zu warm?«. Doch, ist es. Daher bitte schnell alles erledigen. Danke.
Nun ist es also hochoffiziell: Meine BMW ist wieder mit vollen 62,5 kW unterwegs. Zumindest auf dem Papier. Wie viel kW sie nach all den Jahren wirklich noch hat? Na, ich werde lieber keinen Leistungsprüfstand aufsuchen. Auf der Fahrt habe ich jedenfalls gemerkt: »Reicht mir vollkommen!«.
Zu den Kosten der Leistungsänderungen: 38,00 Euro hat es mich bei der Dekra gekostet, hinzu kamen weitere 15,10 Euro für die neuen Papiere (Teil I und II wurden neu ausgestellt).
Der nächste Termin bei Dekra oder TÜV für die Hauptuntersuchung steht dann im Mai 2017 an, da der bisherige Eigentümer auf eine »frisch geTÜVte Maschine« bestanden hatte.
Immer wieder taucht in Foren die Frage auf wie man ein Motorrad abholen kann. Mit dem Anhänger? Könnte klappen – wenn man einen Hänger und ein Zugfahrzeug mit Anhängerkupplung hat. Oder in einem Kastenwagen wie beispielsweise einem VW Bus – wenn man einen hat.
Die Lösung mit dem Zug ist für mich die einfachste Lösung gewesen. Zwar war die Anfahrt mit mehrfachem Umsteigen und einer kurzen Passage mit Schienenersatzverkehr (also per Bus) aufgrund von Streckenarbeiten verbunden, aber so kann man die Überführung auf eigener Achse alleine umsetzen.
Auf der Suche nach der günstigsten Verbindung bin ich auf das »Regio-Ticket Allgäu« gestoßen. Man fährt zwar nur mit »Bummelzügen«, dafür kostet die Fahrt auch nur 20 Euro. Wirklich teuer ist das auch nicht. Wäre ich mit dem PKW gefahren, wären es einfach über 120 km gewesen. Diese dann hin und zurück (mit einer zusätzlichen Person). Bei etwa 10 Euro pro 100 km (ja, ich fahre wieder einen Benziner ) kommt man also in etwa auf die gleichen Kosten.
Von da her ist die Lösung mit dem Zug auch wirtschaftlich. Besitzer von Diesel-PKW, Transportern und einem Anhänger bekämen die Abholung natürlich eventuell günstiger hin.
Ich saß heute also mit kompletter Motorradbekleidung im Zug. Wo ich den Helm verstaut hatte? In dem Helmrucksack, welchen ich mal geschenkt bekommen habe. Jetzt hatte er endlich seine ursprüngliche Funktion erfüllen können.
Damit Visier (und Helm) nicht zerkratzen, war der Helm natürlich in einem Helmbeutel und so vor Beschädigungen zumindest rudimentär geschützt.
Den »Special Edition Helmet Bag« von Polo gibt es inzwischen nicht mehr. Es gab ihn auch mal in einer Aktion beim Kauf von einem neuen Helm dazu – wenn das was man so lesen kann wirklich stimmt.
Schade eigentlich, denn praktisch und im Detail durchdacht ist er. So hat er beispielsweise einen Druckknopf, mit welcher der Reißverschluss vor unbeabsichtigtem Öffnen geschützt werden kann.
Daher hatte ich auch keine Bedenken auf der Rückfahrt die vom Vorbesitzer übergebenen Teile (Drossel) sowie ein Teil der Papiere der Maschine (Änderungsgutachten der DEKRA) in den Rucksack zu packen und damit auf der Autobahn zu fahren.
Im Englischen gibt es die Abkürzung »tlc«. Diese steht für »tender love and care« welches sich mit »zärtliche Liebe und Fürsorge« übersetzen lässt. Genau davon braucht die BMW R 1150 GS auch eine Portion. Was jetzt schon auffällt: Als die Front getauscht wurde, wurde nicht so sehr auf Details geachtet. Statt der schwarzen Abdeckung aus Gummi war das obere Ende vom rechten Standrohr lediglich mit Isolierband umwickelt worden.
Auf der Autobahn hatte ich ein Flattern wahrgenommen, nach der Rückfahrt konnte ich nur noch Reste vom Klebstoff vorfinden wo zuvor das Isolierband geklebt hatte.
Zum Vergleich ist weiter unten ein Bild vom anderen Standrohr mit intakter Abdeckung zu finden.
Während die Gummiabdeckung noch als »kleiner kosmetischer Mangel« durchgeht habe ich leider wie damals bei der XJ 600 S mal wieder das große Los beim Simmerring gezogen: Das rechte Standrohr ist nach der relativ kurzen Fahrt vom Verkäufer zu mir nach Hause von Öl verschmiert.
Tja, »gekauft wie gesehen« und unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung. Eine Probefahrt war leider nicht möglich, die BMW war ja nicht zugelassen (aber hatte eine frische HU). Ich weiß, dass bei der R 1150 GS das Öl keine dämpfende Funktion hat, das Öl dient lediglich dem Schmieren der Konstruktion.
Vielleicht ist ja auch nur aufgrund der langen Standzeit ein wenig Dreck am Rohr kleben geblieben. Ich werde das Rohr jetzt erst einmal reinigen und versuchen den mutmaßlich vorhandenen Dreck vorsichtig unter der Staublippe zu entfernen.
Sollte sich ein Defekt am Standrohr bewahrheiten wird es teurer als geplant/erhofft. Gebrauchtkauf eben.
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Datum: | 28.05.2015 |
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