Was braucht es um einen Gastbeitrag eines Motorradblogs verfassen zu dürfen? Nun, am Anfang ist da eine sehr hartnäckige Sommergrippe. Nicht bei einem selbst sondern beim Betreiber eines Motorradblogs. Denn beim Blog lauern lesehungrige Besucher darauf neuen Lesestoff zu bekommen. Da der hustende Websitebetreiber selbst nicht fahren kann, ist die Nachfrage an Unterhaltung und Information hoch, das Angebot jedoch mehr als dürftig. Dies führt dann unweigerlich zu einem neuen Gastbeitrag, denn man hilft ja gerne mal aus.
Statt X_FISH berichte heute also ich, Eumel, von einem einwöchigen Event in Österreich. Vom 14. bis zum 20.08.2016 hatte ich das Vergnügen über den ADAC Hessen-Thüringen das wunderschöne Waldviertel und seine angrenzenden Gebiete zu erkunden.
»Sonntag ist Anreisetag!«, daher zähle ich den 14.08. noch nicht bei den Tagen mit. Wie man zum Treffpunkt kommt war den Motorradfahrern selbst überlassen. Auf dem Hänger oder auf eigener Achse? Ich habe mich für die letztgenannte Variante entschieden. Was macht der Motorradfahrer wenn er Angst hat seine Reifen könnten ihre elegante Form verlieren und durch kurvenlose Benutzung in Richtung »eckig« verändern? Genau! Er fährt Landstraße – so viel wie nur irgendwie möglich ist!
Um 9:00 Uhr ging es mit einem Rucksack auf dem Rücken los in Richtung Österreich. Zeit war massig vorhanden warum also nicht mal was Neues ausprobieren und dem Navi sagen es soll die »kürzeste« Strecke wählen? Gekonnt wurde man daraufhin von Ortschaft zu Ortschaft geführt. Bis schließlich die Grenze immer näher rückte.
Was bisher in Deutschland so gut funktioniert hatte ließ sich dann leider nicht so elegant im schönen Nachbarland erleben.
Die Landstraße wurde des Öfteren für eine grandiose Abkürzung der Route über den Hof eines dort ansässigen Bauern verlassen – nur um anschließend auf dieselbe wieder einzubiegen.
Der gesamte bisher erlebte Fluss war daher gestört und ist langsam aber sicher aufkommenden Frust gewichen. Nach unzähligen Ortsdurchquerungen über diverse Schleichwege dann auch noch ein Schild »Ortsdurchfahrt gesperrt« und weit und breit kein Schild mit der Aufschrift »Umleitung«.
Da witterte erneut das Navi seine Chance und hatte auch gleich eine alternative Route parat. Das Vorbeifahren an diversen Höfen und die immer kleiner werdenden Wege ließen erneut das Schlimmste vermuten. Trotz allem führte die alternative »Adventure«-Route dennoch ans Ziel, sodass dieses um 18:15 Uhr (anstatt der ursprünglich geplanten Ankunft um 16:00 Uhr) erreicht wurde.
Nach dem Beziehen des Zimmers wurde noch gemeinsam Gegrillt und der folgende Tag besprochen.
Schon beim Abstellen der Motorräder in der Garage des Hotels war klar, dass wir nicht alleine unterwegs sein werden. Insgesamt waren wir 37 (ja, in Worten siebenundreißig) begeisterte Motorradfahrer/-innen.
Beim Essen konnte man sich schon einmal einen Überblick verschaffen. Schnell wurde klar, dass wir nicht nur in eine riesige Gruppe gesteckt werden, was bei der Abendansprache dann auch bestätigt wurde.
Insgesamt gab es vier Gruppen welche (da sich alle schon kannten) schon im Voraus nach Geschwindigkeit sortiert wurden. Die vierte Gruppe bestand aus Teilnehmern welche Endurowandern gehen wollten. Die Möglichkeit in jeder Gruppe mitzufahren bestand. Es war also keine Pflichteinteilung. Jede Gruppe bekam einen Tourenguide welcher täglich wechselte damit jeder mal in den Genuss unserer Gruppe kommen konnte
Unsere Gruppe wurde nicht umsonst auch liebevoll »Betreutes Fahren« genannt.
Am Montag um 9:30 Uhr ging es auf zur ersten Tagestour. Diese sollte über diverse kleinere Waldwege führen was an sich kein Problem darstellte. Wäre da nicht ständig dieser Rollsplitt in der Kurve! Dieser entwickelte sich zu einer richtigen Plage da er stets nur in der Kurve anzutreffen war. Langsam kam der Verdacht auf es könnte sich dabei um eine zwar effektive aber eben auch recht gefährliche »Verkehrsberuhigungsmaßnahme« handeln.
Da kam der erste Kaffeestopp des Tages gerade recht um sich über die schlechten Gripverhältnisse auszulassen.
Die Wege sollten sich aber auch nach dem Mittagessen nicht sonderlich verändern. Spätestens bei Kaffee und Kuchen an der Donau in Sankt Nikola waren dann alle erledigt.
Die Kritik des vergangenen Tages sollte erhört werden. Auf geteerten Wegen ohne Rollsplitt ging es in die Wildalpen. Eine wunderschöne Gegend.
Mittendrin im Nirgendwo wurden wir von einer Gaststätte begrüßt. Kurven ohne Ende und ein Wetter wie es besser in Deutschland nicht sein konnte, trotz der morgendlichen düsteren Bewölkung.
Ein paar Zeilen zu den Zwischenstopps: Die Pausen wurden dem Anspruch der gefahrenen Strecke angepasst. Die erste Pause war aber meist zwischen 10:30 Uhr und 11:00 Uhr. Nachdem alle ihren Kaffee getrunken hatten und noch ein paar Bilder geschossen hatten ging es auch schon weiter.
Die Mittagspause folgte meist gegen 12 Uhr wobei es manchmal etwas schwer war etwas geeignetes zu finden, weshalb sich die Pause auch mal auf 13 Uhr verschoben hat. Wie zuvor ging die Fahrt weiter, sobald alle fertig waren was aber wegen dem Essen etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat.
Die letzte Pause des Tages folgte gegen etwa 15 Uhr und war wieder eine kleine Kaffeepause. Diese nutze man um die Reserven für den Rückweg zum Hotel aufzufüllen.
Am Mittwoch stand Kultur auf dem Plan. Die Burg Rappottenstein sollte das Ziel der Ausfahrt werden. Die Gruppen wurden neu eingeteilt je nachdem ob man Kulturpur, schnelle Kultur oder gar keine Kultur wählen wollte. Keine Kultur beinhaltete jedoch immerhin ein kurzes »Abbremsen« mit dem Vermerk »Das ist die Burg!«. Wer zumindest mal die Burg anschauen wollte wählte die beiden anderen Möglichkeiten.
Der schnellen Gruppe entging dadurch aber die Aussicht vom Burggarten.
Auf dem Rückweg reichte die Zeit sogar noch für einen »schnellen Fotostopp« an der Burg Heidenreichstein.
Da gerade wieder mal zwei Maschinen im Bild sind noch eine Anmerkung zur gut durchmischten Zusammensetzung vom Teilnehmerfeld.
Jeder Teilnehmer hatte natürlich seine Präferenzen bei der Wahl seines Reisegefährts und war damit angereist. Jedoch war eine »leichte« Tendenz zur BMW GS – in diversen Erscheinungsformen –erkennbar. Jedoch waren auch ein paar kleinere und größere Exoten dabei wie zum Beispiel zwei Honda Goldwing, eine BMW K1300S und eine Honda NC750 mit Doppelkupplungsgetriebe.
Die Gespräche ergaben eindeutig, dass BMW mit ihren GS auf den von uns befahrenen Wegen (und für die Anreise) die einfachste beziehungsweise bequemste Maschinen gebaut hat (und daher auch zahlreich vertreten waren).
Für Donnerstag war das Wetter mal wieder als durchwachsen vorhergesagt. Jedoch waren die vorangegangenen Tage von so großem Glück mit dem Wetter geprägt, dass dies keiner mehr ernst nehmen konnte/ wollte.
Um 9 Uhr ging es auf in Richtung Steiermark. Auf guten Straßen ging es auf Berge und durch Schluchten. Eine Baustelle auf der Höllental Bundesstraße konnte für ein schnelles Foto genutzt werden.
Mittagessen gab es in Kaiserbrunn. Gegen Nachmittag überraschte uns dann der erste Regen. 20 Minuten Regenfahrt sollten aber schon genügen und die Sonne trocknete in kürzester Zeit die Straße. Unten im Tal angekommen merkten wir, dass es hier gar nicht geregnet hatte.
Ansonsten verlief der Tag ohne besondere Vorkommnisse.
Da das Abendessen immer etwas später als in Deutschland angerichtet wurde blieb abends nach dem Duschen natürlich noch genug Zeit um die Geschehnisse des Tages den anderen Gruppenmitgliedern näher zu bringen.
Die Themen reichten von Reifenpannen über Wendigkeit bis Gott und die Welt. Das Übliche eben.
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. So auch diesmal. Am Freitag ging es ins Mostviertel. Unter dem Hinweis des Erhalts der Fahrtüchtigkeit starteten wir wie gewohnt um 9 Uhr um das Mostviertel auf zwei Rädern zu erobern. Der erste Stopp erfolgte mit einer prächtigen Aussicht auf dem Hochkogelberg. Es ist immer wieder erstaunlich wie weit man sehen kann, wenn das Wetter stimmt.
Auch die Aussicht beim Mittagessen musste sich nicht verstecken. So schmeckt das sonst schon gute Essen natürlich gleich noch besser.
Dieser Ausblick entstand auf der Terrasse des »Plattenwirts« unserem Mittagslokal. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Hotel. Es ist einfach ein befriedigendes Gefühl wenn man mit dem eigenen Sprit den Berg erobert hat und oben diese Aussicht und ein leckeres Essen serviert bekommt. Und das Ganze locker aus dem Handgelenk.
Am letzten Abend stieß man des Öfteren auf Verwunderung, dass die Woche schon wieder rum sei. Die Zeit verging wie im Fluge. Schnell wurden noch die letzten Nummern und E-Mail Adressen ausgetauscht um an die Bilder der anderen Teilnehmer und Guides zu kommen. Des Weiteren wurde viel über die beste Heimroute gefachsimpelt. Die Wörter Grenzkontrollen und Heimreiseverkehr prägten die Unterhaltungen.
Nachdem das Navi bei der Anfahrt ja ganze Arbeit geleistet hatte wurde kurzerhand einfach »schnellste Route« angegeben. Man wird mit dem Motorrad ja wohl gut durch eine Grenzkontrolle kommen?
Am Samstag ging es dann leider schon wieder in Richtung Heimat. Viele sind gleich morgens zwischen 4 und 7 Uhr aufgebrochen um dem Heimreiseverkehr so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Bewusst wurde dieses Mal die Schnellstraße benutzt da das Wetter auf dem Weg sehr wechselhaft sein sollte. Bis zur Grenze verlief alles wie geplant und reibungslos. Auch von der angeblichen Grenzkontrolle war vorerst nichts zu sehen. Doch dann ca. 9 Km nach der Grenze wurden wir doch nicht enttäuscht. Die angebliche Grenzkontrolle war aber am Ende eher eine »Grenzpräsenz«. Da ich keinen sehen konnte welcher auch nur annähernd kontrolliert wurde, fuhr ich auch langsam vorbei.
30 Kilometer später ging dann gar nichts mehr. Der anfangs als normaler Stau durch den Heimreiseverkehr entpuppte sich schnell als ungeplante vorgezogene Pause. Bei 27°C stand man nun da und wartete.
Das Highlight im Stau bildete ein Rettungssanitäter auf einem Motorrad, welcher wegen uns im Stau nochmals zurück fuhr und uns mit Blaulicht und unter den verdutzten Blicken der klimatisierten Stauteilnehmer durch die Rettungsgasse zur nächsten Brücke in den Schatten leitete.
Dort angekommen stellte sich die Frage ob man nun verharrt oder schaut, dass man weiter kommt. Ein LKW als »mobiler Schatten« war schnell gefunden und der Fahrer des LKW verstand anscheinend auf Anhieb unser Vorhaben. Die Sonne hatte zum Glück genau den richtigen Stand sodass wir rechts neben dem LKW im Schatten mitfahren konnten. Am Ende hatten wir Glück im Unglück. Mehrere Fahrzeuge sind genau auf der Höhe einer Raststätte auf der linken Spur ineinander zum Stehen gekommen, sodass zu unserem Glück der Verkehr über die Raststätte umgeleitet werden konnte. Anschließend sollte es keine Überraschungen mehr geben. Der Regen startete pünktlich nach unserer Ankunft
Ein paar Zahlen zum Schluss für die Freunde von Statistiken. Insgesamt bin ich von Haustüre bis Haustüre etwa 2'500 km gefahren. Die 649 ccm der von mir gefahrenen 2016er Kawasaki ER6F produzieren »offen« 53 kW. Sie wurden für mich beziehungsweise den Führerschein Klasse A2 auf 35 kW gedrosselt. Ich fühlte mich jedoch auf der Tour nie wirklich »untermotorsiert«. Ganz im Gegenteil: Für die 35 kW (für alle noch »alt rechnenden Leser«: 48 PS) kam die Maschine mit ihren zwei Zylindern wahnsinnig gut aus den engen Kurven raus. Schon ab 3000 U/min schob Sie sich unter der Soundkulisse eines Dampfhammers vorwärts.
Der im Vergleich zu meiner CBR600F etwas breitere Lenker machte Sie zudem (subjektiv) extrem wendig und leicht zu steuern, was mir mehr als einmal beim Wenden der Maschine positiv auffiel. Am Ende war klar: »Das Maschinchen macht richtig Spaß!«.
Umso schwerer fiel mir der Abschied als ich Sie wieder dem Händler auf den Hof stellen musste. Da meine CBR600F ungedrosselt mehr als doppelt so viel Leistung besitzt wie gedrosselt (also offen über 70 kW) durfte ich diese leider nicht in Österreich bewegen. Darum habe ich mir für die Woche in Österreich die ER6F gemietet. Von mir hat sich die Kawa mit ihren Fahrleistungen auf jeden Fall eine echte Empfehlung verdient.
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Datum: | 24.08.2016 |
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