Eigentlich darf ich mich nicht beschweren. Will ich auch gar nicht, aber trotzdem wird in meinem heutigen »Tatsachenbericht« sicherlich deutlich, dass ich mir eine Tagestour eigentlich anders vorstelle. Wobei die Rahmenbedingungen ja sehr gut waren: Schönstes Frühlingswetter, fast schon frühsommerlich. Dies gepaart mit einer Liste von Passknackernachweisen und einem Motorrad. Was kann da schiefgehen? Na, das es Wochenende ist und die Idee mit einem KFZ unterwegs zu sein diverse Cabriobesitzer und natürlich unzählige andere Motorradfahrer auch hatten.
Schon seit der Saison 2016 gibt es neben dem Peißenberg noch zwei weitere, neue Nachweispunkte in der Region. Letztes Jahr konnte ich die neuen Nachweispunkte jedoch aufgrund von Zeitmangel noch nicht anfahren. Sie liegen für mich auch nicht gerade umd die Ecke, schließlich benötige ich doch rund 2 Stunden für die 160 km (falls über A7) oder 170 km (falls über A8) für die Anfahrt. Wenn dann noch der Osterferienverkehr dazukommt, dauert es noch ein paar Minuten länger.
Während es am Nachweispunkt bei Sachsenried noch sehr ruhigt war, war der Peißenberg nicht viel anders als von mir befürchtet: Massenandrang dank guter Fernsicht und der schon frühsommerlichen Temperaturen an einem Wochenende. Zum Glück ist der Nachweispunkt nicht wirklich ein Parkplatz, für ein wenig Unmut sorgte ich jedoch bei einigen Touristen beim Fotograpixeln.
Trotz meinem gelben Helm wurde ich hinter dem Motorrad in der Hocke sitzend übersehen und prompt wurde gemeckert, wie »bescheuert da einer sein Motorrad geparkt hat«. Als ich entdeckt wurde, wurde es schlagartig ruhig.
Der Nachweispunkt »Auerberg (Allgäu)« war ebenfalls neu für mich – andere kennen ihn offensichtlich schon länger. Oben angekommen schnappte ich mir einfach einen der letzten Parkplätze von denen aus man gerade noch irgendwie die Kirche und das Gasthaus mit der Kamera einfangen konnte. Natürlich wieder im Gegenlicht, ich hätte heute wohl lieber 6 Stunden früher losfahren sollen? Dann wäre auch weniger los gewesen.
Auf dem Weg zurück den Auerberg hinab wurde ich dann auch noch von einem Porsche verfolgt. Dieser scheint nicht so recht das Fahren von steilen Straßen zu beherrschen, schließlich hörte ich hinter mir ziemlich lang die Bremsbeläge quietschen und den Motor sehr niedertourig brummeln. Scheint wohl kein Fahrzeug mit Automatik gewesen zu sein?
Als ich schließlich blinkenderweise um 90° nach rechts abgebogen bin, wurde kräftig auf's Gaspedal getreten. Zwei Motorradfahrer standen an der Kreuzung, sie wechselten spontan vom Grüßen meiner Wenigkeit ins lautstarke Kommentieren des ungedundligen Porschefahrers »Ja da schau her, du bist ja ein ganz ein Toller«.
Ich klappte mein Visier runter und fuhr weiter. Nichts wie weg von hier führten mich die kleinen und schmalen Straßen. Ich blieb stets auf der Hut vor wildgewordenen Sportwagenfahrern mit nervösem Gasfuß.
Nervennahrung in Form eines Snickers für mich und E10 für die BMW gab es dann bei einem Tankstopp in Marktoberdorf-Thalhofen.
Aber auch an der Tankstelle herrschte Hochbetrieb. Was sich so alles an einem stehenden Motorrad knapp vorbeidrücken muss während die andere Seite der Zapfsäule komplett frei wäre... Man muss es nicht verstehen. Einfach gelassen bleiben und hoffen, dass niemand einem noch die Kiste während des Tankvorgangs über den Haufen fährt.
Über Kempten weiter zum nächsten Nachweispunkt »Wegscheidel«. Hier gefällt es mir dann wieder: Ein paar Radfahrer, freundlich grüßend. Zwei Menschen hoch zu Ross, welche ich passieren lasse bevor ich den Boxer wieder zum Leben erwecke und trotzdem erschrickt eines der Pferde, welches mich und die BMW argwöhnisch beäugt hat. Man erkannte meine Absicht – trotzdem versagt.
Am »Eschacher Weiher« begegnen mir zwei Typen mit Longboards, Dreadlocks, Spiegelsonnenbrillen und lässig halbseitig aus ihren kurzen Hosen heraushängden Karohemden. Okay, das scheint dann wohl der aktuell angesagte Freizeitlook zu sein? Luftiger als die Motoradkluft samt hohen Stiefeln ist's sicherlich.
Die Parksituation am »Eschacher Weiher« ist so wie bei den anderen beiden beliebten Aussichtspunkten: Dramatisch. daher kann ich auch nicht direkt am Schild parken. Aber immerhin haben sie inzwischen den Seitenstreifen neben der Wasserrinne ebenfalls geteert. Vermutlich weil da auch sonst immer viele PKW parken?
Ich mache meine beiden Nachweisbilder, laufe vom Parkplatzhinweisschild wieder zurück zur Maschine und versuche noch das Bergpanorama einigermaßen auf einem Bild einzufangen. Schon schleicht sich ein roter Kleinstwagen an mich heran. Möchte wohl hinter mir parken, die Lücke reicht locker für 3 PKW oder bis zu 5 Kleinstwagen. Dennoch gibt es Probleme. Der Mann steigt aus, weist die Frau ein. Ich suche nach der versteckten Kamera – finde aber keine.
War wohl doch todernst gemeint. Als ich auf der BMW sitze sehe ich im Rückspiegel wie der rote Kleinstwagen wieder aufschließt. Anscheinend wollen Fahrzeug und Fahrerin jetzt genau dort parken wo ich stehe? Na, dann mache ich mich mal auf den Weg. Während ich die BMW auf der Straße wende, steht auch schon der Kleinstwagen an seinem Platz, ehemals meinem Platz.
Das Wenden verzögert sich etwas, dafür bekomme ich einen Eindruck von der Damenmode für das Frühjahr: Latzhosen, die Hosenbeine auf 7/8 hochgerollt in Kombination mit Ringelshirt und Spiegelsonnenbrille in »bunt«. Für Schuhe hat's nicht mehr gereicht – ich sehe jedenfalls keine. Während so die beiden jungen Damen über die Straße laufen und offensichtlich der eine oder andere Stein unter der Fußsole piekt frage ich mich, ob ich nur noch an Werktagen mit dem Motorrad fahren sollte.
Für heute reicht es mir jedenfalls. Ich kürze die geplante Tour ab, nehme noch »Schmidsreute« als Nachweispunkt mit. Die 17% Steigung ist wohl nichts für Touristen, jedenfalls laufen da keine Latzhosen und Karohemden herum. Longboard ist auch keins zu sehen, dafür ein Baukran.
Weil jedes Jahr irgendwelche Motorradfahrer dort vorbeikommen und ihre Fotoapparate oder Smartphones auspacken machen sie jetzt wohl das Haus mal so richtig schön?
Weiter zum »Schlos Zeil«. Dort ist auch nichts los – aber nur vor Ort. Liebe Leute, die ihr dort im »Hang-Off« die Straße runterbrettert: Bleibt bitte auf euren 50% der kompletten Straßenbreite. Wenn ihr 80% braucht, solltet ihr auf die Rennstrecke gehen. Denn nur dort gibt's keinen Gegenverkehr. Danke!
So gesehen eine unnötige und recht unschöne Begegnung bevor ich mich auf die A96 begebe und in Richtung Memmingen den Gashahn aufdrehe bis 120 km/h Reisegeschwindigkeit im 6. Gang auf dem Tacho abzulesen sind. Mehr geht nicht. Die Autobahn ist wie Peißenberg, Auerberg und Eschacher Weiher. Nur rollen alle Fahrzeuge und es gibt keine Latzhosen – und auch keine Karohemden.
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Datum: | 09.04.2017 |
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