Wir wissen immer erst dann was wir getan haben wenn wir zurückblicken und es analysieren. So wie das im Leben selbst ist, so ist das auch beim Motorradkauf.
Mich beschleicht jedenfalls langsam aber sicher das Gefühl, dass da noch einige Euro in die Maschine fließen werden von denen ich jetzt noch gar nichts ahne.
Dann verhöht mich auch noch draußen vor dem geschlossenen Garagentor was aus einem Autoradio plärrt: »Egal was kommt, es wird gut, sowieso, Immer geht 'ne neue Tür auf, irgendwo. Auch wenn's grad nicht so läuft, wie gewohnt. Egal, es wird gut, sowieso.«. Ja ne, ist klar. Genau das Lied von Mark Forster musste jetzt natürlich sein während ich den Tank in den Rahmen hebe. Wobei: Als Alternative Die Kassierer mit »Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist« hätte da auch nicht wirklich weitergeholfen.
Also: »Alles halb so schlimm – sowieso«. Ich führe die kleine Bestandsaufnahme als Einleitung mal weiter. Der gebrauchte Rahmen aus Italien[1] ist montiert, der ESD ist wieder an seinem Platz, das Rücklicht hat seine Flachstecker alle bekommen und die Arretierung der Sitzbank funktioniert auch wieder. Drumherum noch ein wenig Kunststoffverkleidungsteile und das alles in »nur« 3,5 Stunden.
Was hat da so lange gedauert? Wo war der größte Zeitfresser? Was würde ich nächstes Mal anders machen?
Beim Beginn von meinem heutigen Werk standen noch drei Rahmen herum: The good, the bad and the ugly. Der Gute kam gestern aus dem Pappkarton, der »schlechte« Rahmen der F 800 S war vom Verkäufer mitgegeben und der hässliche verbogene Rahmen stand auch noch herum.
Vorteil von dem Rahmen aus Italien: Er hatte bereits die Gummipuffer für den Tank verbaut. Also habe ich diese einfach nur kurz überprüft und am Rahmen belassen. Schon ein klein wenig Zeit gespart.
Der Tank ist dann auch schnell in den Rahmen gewandert und mit den beiden großen Schrauben (Schlüsselweite 24) befestigt wurden. So wir der mutmaßlich auch im Werk verbaut (oder wenn irgendwas repariert wird).
Natürlich waren auch wieder eifrig Torx Bits und Steckschlüssel im Einsatz. Beispielsweise am Bremsflüssigkeitsbehälter für die Bremse vom Hinterrad, Der Behälter musste vor dem Anbau vom Heck wieder gelöst und danach wieder montiert werden. Das erleichtert die Montage vom Heck ungemein, schließlich muss man dann nicht so sehr auf den Behälter und die Leitung achten. Eine ausführliche Anleitung zum Aus- und Einbau des Hecks reiche ich als gesonderten Beitrag nach.
Was sicherlich einige Zeit beansprucht hat: Immer wieder mit dem Arbeiten aufhören und Bilder machen. Aber nur so kommt am Ende genügend Bildmaterial zusammen um eine Anleitung zu schreiben, welche über die üblichen Informationen in den »Jetzt helfe ich mir selbst«-Büchern hinausgeht.
Wenn ich dann vier mal die gleichen Schrauben beziehungsweise das gleiche T10 Bit fotograpixeln muss bis es mir gefällt dauert es eben länger.
Nach knapp 45 Minuten (inklusive Fotopausen und bereitlegen vom Werkzeug) war das Heck montiert, die vier Schrauben mit 55 Nm angezogen und der Tank wieder komplett angeschlossen. Okay, der Entlüftungsschlauch war noch nicht wieder verbunden, aber das ist eine Arbeit von Sekunden.
Beim Einsetzen des Rahmen mit dem Tank braucht man keinen Kran, man muss einfach nur vier Arme und Hände haben. Sprich: Zu zweit lässt sich das flott erledigen.
Mehr Zeit verschlingt das saubere Verlegen der Kabel, welches jedoch erst dann möglich ist wenn man das Rücklicht angeschlossen hat. Bevor man das Rücklicht anschließen kann muss man aber den Kennzeichenhalter montieren.
Der größte Zeitfresser bei den Arbeiten war die Montage vom Heck samt Verkabelung vom Rücklicht und die Montage vom Entriegelungsmechanismus der Sitzbank.
Weil sich zwischen Rücklicht und Kabelbaum keine weiteren Stecker befinden muss man das Rücklicht direkt am Kabelbaum anschließen. Dafür darf es aber nicht mit dem Kunststoffheck verschraubt sein.
Das mir dann auch noch die Montage der Entriegelung der Sitzbank einiges an Geduld und den Einsatz von »schlanken Fingern« abverlangt hat, kam noch hinzu. In der Ruhe liegt die Kraft: Zwischen dem Anschließen vom Tank und dem Abschluss der Arbeiten am Heck vergingen fast zwei Stunden. Wenn das die Mitarbeiter in einer BMW-Werkstatt machen haben sie vermutlich gleich das passende Werkzeug griffbereit und schaffen das in deutlich kürzerer Zeit.
Die Montage vom Auspuff war hingegen leicht. Slip-On sei dank: Einfach auf das Rohr aufschieben, ein wenig »hinunterklopfen« und die Federn einhängen. Anschließend noch am Rahmen verschrauben und fertig ist dieser Arbeitsschritt.
Natürlich nicht ohne T45 Steckschlüssel, denn sonst kann man den Topf ja nicht am Rahmen festschrauben.
Eine schöne Überleitung zum nächsten Punkt: Schrauben. Nicht mehr festschrauben kann ich aktuell den Soziusgriff. Denn die Schrauben welche ich aus dem alten Rahmen habe ausdrehen dürfen sehen nicht mehr ganz frisch aus.
Würde ich diese in den nun montierten Rahmen hineinschrauben hätte ich wohl nicht lange Spaß damit und sehr zügig »vernudelte Gewinde«. Also wieder vier neue Objekte für die Einkaufsliste bei BMW: Vier neue Schrauben für den Soziusgriff.
Was ich sozuagen prophylaktisch schon bestellt hatte: Eine neue Feder und eine Kugel für die rechte Soziusfußraste. Denn die ließ sich nicht mehr arretieren. Ich hatte vermutet, dass sie ohne Feder und Kugel montiert wurde. Zu 50% lag ich richtig: Die Kugel hat gefehlt.
Aber leider hätte ich bei der vorab getätigten Bestellung statt der Druckfeder mit der Teilenummer 46 71 7664148 für 3,08 Euro die Einrastplatte 46 71 7690530 für 3,67 Euro genommen. Denn die ist offensichtlich hinüber.
Zum Vergleich die gleichen Teile von der linken Seite der Maschine. Wobei die Fußraste weder Teilenummer noch Produktionsdatum aufweist. Eventuell ein kostengünstiger Nachbau? Oder gab es die früher bei BMW auch ohne Teilenummer ab Werk?
10 Minuten lang habe ich mich mit dem kompletten Set herumgeärgert. Leider ist es mir nicht gelungen Fußraste mit Einrastplatte und Kugel so in der Aufnahme am Rahmen zu platzieren das ich den Bolzen hätte hindurchschieben können.
Für morgen muss ich mir da noch eine Lösung einfallen lassen. Den anderen Bolzen von unten hindurchschieben, so Raste und Einrastplatte richtig plaztieren und dann den Bolzen von oben einschieben welcher dann dort verbleiben wird vielleicht? Oder mit einem Austreiber mit passendem Durchmesser mein Glück versuchen?
Morgen geht es weiter. Dann ist auch die Seitenverkleidung an der rechten Seite oben fällig. Ich weiß das dort eine Halterung abgebrochen ist. Der Verkäufer meinte das dort nur ein kleines Teil fehlen würde. Ich hoffe es ist nicht das komplette Seitenteil im Eimer, denn das kostet über 200 Euro (dann aber schon in der passenden Farbe).
»Was würde ich nächstes Mal anders machen?« – mir zum »Schnäppchenkauf« noch jemanden mitnehmen der Ahnung von der Technik hat, das Motorrad aber überhaupt nicht leiden kann. Der würde mir dann bestimmt diverse Mängel zeigen und mir den Kauf ausreden.
Achso, was ich bei der Montage anders machen würde war die Frage die ich mir oben eigentlich selbst gestellt habe. Nun denn: Nicht viel. Denn eigentlich hat soweit alles ganz gut geklappt. Das Kunststoffheck ist so dämlich konstruiert das es einfach nicht schneller geht. Davon bin ich überzeugt. Aber dafür jetzt den Kabelbaum zerschnippeln, einen Stecker dazwischenbasteln oder womöglich Kabel nach dem Zerschneiden wieder neu verlöten? Dann doch lieber im sehr beengten Raum mit den drei Bolzen am Rücklicht kämpfen und es mit dem Kunststoffheck verschrauben.
Vor was es mir an der BMW F 800 R tatsächlich graust wird dann morgen offenbart. Denn an der Front gibt es zwei Sachen die mir gar nicht gefallen und die ich auch nicht selbst beheben werde. Das gebe ich dann in die Hände von Mechanikern einer Werkstatt.
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Datum: | 17.11.2018 |
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Kommentare
schrieb am 23.11.18 um 10:28 Uhr:
ich sehe das du mit torx gut ausgestattet bist. hast du dir die extra für die bmw angeschafft oder hast du die schon vorher gehabt?
mir sind die noch nie beim schrauben begegnet. aber ich habe auch nur japanische motorräder.
schrieb am 24.11.18 um 22:17 Uhr:
Hallo Rainer,
Ich habe jetzt auch einen Beitrag dazu geschrieben: www.600ccm-info – Torx Steckschlüssel und Bits. Selbst
bei meiner BMW R 1150 GS habe ich bislang keine Torx gebraucht (zumindest kann ich mich gerade nicht daran erinnern). Wird also eher am Alter der Maschinen als am Hersteller liegen?
ich hatte die Bits und Steckschlüssel schon vor dem Kauf der BMW.