Als sie vor zwei Jahren bei der Hauptuntersuchung beim TÜV Süd war[1], wurde die Plakette noch zurückdatiert. Dank der Neuregelung der gesetzlichen Vorgaben wird inzwischen nicht mehr zurückdatiert. Daher hat sie – weil ich wieder erst im September statt im August zur Hauptuntersuchung gefahren bin – diesmal den TÜV-Stempel auf 09/15 geklebt bekommen.
Bestanden hat sie übrigens ohne Mängel, jedoch hat der Prüfer trotzdem einen Kritikpunkt gefunden. Weiter unten im Text mehr dazu.
Aber nicht nur die Hauptuntersuchung stand auf dem Plan, auch die Leistungsänderung sollte eingetragen werden. Das ist bei der XJ 600 S/N eigentlich nur eine kleine Formalität, kann aber unsinnige Folgen mit sich bringen. Außer man hat Glück und gerät an einen kompetenten Prüfer – so wie ich heute. Dann ist auch die Thematik der Reifenfabrikatsbindung[2] schnell und einfach gelöst.
Die Leistungsänderung geht einfach per Änderung der Ansauggummis (die Version für 37 kW ist nicht vollständig geöffnet) und Änderung der Düsennadelposition (bei Maschinen vor Modelljahr 1996 angeblich nicht notwendig). Beides ist auch im Gutachten von Yamaha vermerkt welches bei Yamaha direkt als .pdf zum Download[3] bereitsteht. Einfach die verlinkte Seite aufrufen und anschließend folgende Schritte machen:
Auf »Leistungssteigerung« im horizontalen Menü klicken. Anschließend »XJ 600S/N (37 kW)« (oder das zutreffende Modell) klicken. Schon taucht im rechten Rahmen eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Gutachten auf.
Ich habe es für den bei meiner XJ 600 S/N zutreffenden Fall gewählt: Leistungsänderung von 37 auf 45 kW.
Mit im Gepäck zum Besuch bei TÜV/Dekra hatte ich auch noch eine »Wunschliste« mit diversen Reifenfreigaben bzw. UBB und natürlich das gerade thematisierte Gutachten von Yamaha über die Leistungssteigerung. Über die reichhaltige Sammlung an Papieren war der Prüfer sichtlich erfreut.
Interessant und positiv überraschend für mich: Der Prüfer hat sich alles genau angeschaut und ist dann zum Schluss gekommen das das Gutachten von Yamaha ein wenig »ungeschickt formuliert« sei. Denn das Gutachten von Yamaha sieht vor, dass zwei Reifenpaare eingetragen werden sollen. Der Haken dabei: Einer davon wird inzwischen gar nicht mehr produziert und der andere ist die originale Serienbereifung wie sie vor rund 20 Jahren üblich war...
Allerdings ist seit dem die Entwicklung bei den Reifen weitergegangen und heute ist eine Vielzahl von moderneren und auch leistungsfähigeren Reifen auf dem Markt vorhanden. Samt Freigaben vom Hersteller. Aus diesem Grund hatte ich noch ein paar zusätzliche UBB für Reifen von Bridgestone, Michelin und Heideneau mit dabei. Jedoch wurde keine der Reifenpaarungen eingetragen.
Sinngemäß was der Prüfer mir am Schreibtisch mitgeteilt hat: »Das macht man heute nicht mehr. Heute hat jeder seine UBB vom Hersteller des Reifens seiner Wahl dabei und fertig. Wenn ich Ihnen den Bridgestone eintrage gibt es den womöglich in zwei Jahren auch nicht mehr und bei einer Kontrolle ist dann auch wieder das alte Problem wie beim Reifen von Michelin vorhanden.«.
Was er mir dafür im Zuge der Änderung in Form der Leistungssteigerung eingetragen hat: Stahlflex von Melvin sowie die Fußrasten von LSL.
Für die beiden hatte ich bisher immer die ABE herumgefahren, das ist nun nicht mehr notwendig.
Hier war der Prüfer meiner Meinung: »Was drin steht braucht man dann nicht extra herumschleppen«, daher müsste ich nun maximal die UBB für die Bridgestone-Bereifung und deren Freigabe für 37 kW mit mir führen. Aber da es dafür keine Pflicht gibt da in der Betriebserlaubnis meiner XJ 600 S/N 4BRA keine Reifenpaarung vorgeschrieben ist: Bei einer Kontrolle bekomme ich auch ohne UBB keine Probleme. Siehe hierzu die Erklärung im bereits verlinkten Beitrag über die »Reifenfabrikatsbindung gem. Betriebserlaubnis«.
Eingetragen hat er mir wie oben schon geschrieben die Reifenpaarungen nicht. Aber auch nicht jene, welche Yamaha bei der Leistungssteigerung vorsieht. Hier wie die Änderung für die Zulassungsstelle aussieht:
Eingetragen werden müssen nun also lediglich die Leistungsänderung und die beiden vormals durch ABE abgedeckten Veränderungen (Stahlflex und Fußrasten).
Meine Yamaha XJ 600 S hat die Hauptuntersuchung wie schon geschrieben ohne Mängel bestanden. Der Prüfer hat jedoch trotzdem noch etwas gehabt was er mir ans Herz legen musste:
»Also die Bremsen... Die sind schon sehr eigen an Ihrem Motorrad. Aber das wissen Sie ja selbst, nicht wahr?«
Der Prüfer hat mir das bestätigt, was ich schon vom ersten Tag an an meiner XJ wahrgenommen hatte: Die bissigen Bremsen vorne wie hinten. Dabei sind vorne noch immer die organischen Beläge drauf, welche ich beim Kauf vom Vor- beziehungsweise Erstbesitzer mit übernommen habe.
»Normalerweise fahre ich nur einmal um's Haus wenn ich die Probefahrt mache. Wenn etwas nicht stimmt fahre ich noch einmal um's Haus. Wie oft bin ich mit Ihrer Maschine gefahren? Richtig: Drei Mal!«
Das Bremsverhalten kam ihm so seltsam vor das er gleich drei Runden inklusive Gefahrenbremsungen absolviert hat. Sein Fazit war, dass der Weg bis zum festen Zupacken der Beläge sehr, sehr kurz sei. Ob sich das erst mit dem Einbau der Stahlflexbremsleitungen so ergeben habe wollte er wissen. Dies konnte beziehungsweise musste ich verneinen.
Ein technischer Mangel sei es nicht wenn die Bremsen schnell derartig zupacken. Allerdings sei es sehr gewöhnungsbedürftig und ich solle vorsichtig fahren. Insbesondere wenn bald die Blätter bunt werden und von den Bäumen fallen. »Einmal nasses Laub und die Bremsen und Sie sind weg!« – na, ich hoffe doch das es nicht so läuft.
Zu den Kosten in Höhe von insgesamt 106,50 Euro muss ich natürlich noch schreiben das es zwei einzelne Posten waren. Die Hauptuntersuchung hat ihren Fixpreis und die Untersuchung nach § 19 (3) StVZO ihren eigenen Posten auf der Rechnung. Die Hauptuntersuchung hatte mit Abgasuntersuchung 62,50 Euro gekostet. Dazu kamen noch weitere 44 Euro für die Änderungsabnahme nach § 19 (3) StVZO.
Und sonst? Dieses Jahr habe ich gerade mal knapp 2'000 km mit der XJ zurückgelegt.
Berufsleben und das im Frühjahr nicht gerade prickelnde Wetter sind schuld daran. Aber immerhin kommt sie von Zeit zu Zeit entsprechend ihrer gelb-roten Lackierung zum Einsatz. So hat sie auch heute mal wieder ein kleines Paket zur Annahmestelle fahren dürfen.
Per Hermes in die Niederlande – und die Fahrt zum Paketshop wird mit der XJ 600 S absolviert.
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Datum: | 02.09.2013 |
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