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Inzwischen ist er wieder deutlich kürzer, dennoch ein Blick zurück

Fahren mit Bart – »Hipsterprobleme«?

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Ich glaube der Zenit des »Hipsterdaseins des 21. Jahrhunderts« ist mittlerweile überschritten worden. Bestimmte Szenen und dazugehörige Kleidungs- und Haarstilvarianten sind deutlich schnelllebiger als es vor 20, 30 Jahren noch der Fall war. Der Vollbart scheint also wieder zu den Rand- beziehungsweise Subkulturen der Gesellschaft zurücḱzukehren (außer in der TV-Werbung vielleicht).

Was aber gerade bei Motorradfahrern wohl auch noch in Jahrzehnten als Klischee anhaftet: Der obligatorische Bart. Voll sollte er sein, lang eventuell auch. Zumindest wenn man schweres Metall aus den USA fährt und sich vom V2 die Knochen durchrütteln lässt. Alternativ gibt es eben den Hipster (des 21. Jahrhunderts). Ein klischeebehafteter Subkulturangehöriger (welche in manchen Städten wohl schon zum Mainstream gehörte) mit Bart, Holzfällerhemd und je nach Mut und Möglichkeiten auch noch mit Tätowierungen. Jedoch maximal Simson Schwalbe statt Harley mit Shovelhead als fahrbarer, motorisierter, einspuriger Untersatz.

Bis auf das Holzfällerhemd und die Wahl des Gefährts ist er also manchmal nur schwer vom motorradfahrenden »Biker« zu unterscheiden, welchem das permanente Tragen einer Lederjacke nachgesagt wird.

Ja... Und ich... Wie passe ich da jetzt rein und was ist der Anlass für meinen heutigen Beitrag? Im Oktober ist ein Bild entstanden wie ich an der neu erworbenen Abdeckplane herumnestle und dabei meditativ-verträumt (oder war es doch konzentriert?) auf eben diese Blicke.

Meditativer Bartträger mit Abdeckplane
Meditativer Bartträger mit Abdeckplane

»Bist das wirklich du – siehst du jetzt so aus?« kam die Tage per E-Mail aus dem Bekanntenkreis bei mir an. Ja, man hat sich schon länger nicht mehr gesehen. Aber: »Nein, der Bart ist schon wieder anders, ich sehe also anders aus!«. Sind ja auch schon wieder rund vier Monate vergangen und inzwischen ist der Bart wieder kürzer.


»Wie kann man damit denn Motorrad fahren?« Na, das geht ganz einfach: Klamotten anziehen, bevorzugt so uncooles Textil-Ledergemisch statt Holzfällerhemd (hipsterlike) oder zumindest schwarzer Lederjacke (bikerlike), Sturmhaube auf, Helm drüber und nach der Komplettierung mit Stiefeln und Handschuhen einfach losfahren. So einfach ist das.

Der Coolnessfaktor ist dank neongelbem Klapphelm sowieso nicht zwischen -273,16′C und 1 K sondern eher ganz weit weg von »cool«. Also ist's eigentlich egal wie der Rest aussieht.

Sturmhauben sind praktisch (und verhüllen)
Sturmhauben sind praktisch (und verhüllen)

So ist zu erklären das man nicht wirklich viel vom Bart sieht und er auch bei meinen Ausfahrten nicht weiter zu beachten ist. Auch auf den obligatorischen Pass­knacker­nachweis­bildern ist davon nicht viel zu sehen. Dafür gibt's dann die gepunktete Sturmhaube auf den Bildern zu bestaunen (oder zu bemitleiden).


Warum die Sturmhaube? Weil's sonst ziemlich wild unter dem Helm wird. Also zumindest an der Kinnpartie. Außerdem ist das Anlegen vom Kinnriemen vom Helm auch ein wenig problematisch. Es zieht dann nämlich immer so unangenehm an den Barthaaren beziehungsweise deren Wurzeln.

Wobei man dem einen oder anderen Tankstellenmitarbeiter vielleicht den mutmaßlich eher monotoren Berufsalltag ein wenig aufhellen kann? Zumindest wird er nicht ganz so viele Catweazle-Lookalikes bedienen?

Ohne Sturmhaube geht's dem Bart...
Ohne Sturmhaube geht's dem Bart...
...nicht wirklich gut auf der Fahrt
...nicht wirklich gut auf der Fahrt

Ohne Sturmhaube oder zumindest bis über die Nasenspitze hochgezogenes Multifunktionstuch wird's jedenfalls eine recht zerzauste Angelegenheit. Der Selbstversuch im Juli 2017 – siehe die beiden Bilder oben – zeigt sehr anschaulich das Problem. Da helfen dann auch Bartpflegemittel nicht mehr weiter. 130–140 km/h auf der Autobahn fordern auch schon nach kurzer Strecke ihren Tribut.

Nun denn, alles ist machbar. Nur sieht's dann eben entsprechend aus. Was die stets amtlich gestylten Protagonisten und Antagonisten in den Filmen und Serien den sehr gepflegten (also hipsterliken) Auftritt beim Absteigen von ihren Maschinen (also bikerliken Erscheinungsformen ohne Holzfällerhemden) hinbekommen haben?

Vermutlich genau so wie die »filmed in Panavision« Cowboys aus den Western der 1950er und 1960er Jahre: Das ist eben fehlerfreie Hollywood-Realität dank Horden von Stylisten.

Selbst unbärtige Typen mit kurzem Haupthaar sehen nach ein paar 100 km auf dem Motorrad nicht mehr taufrisch aus. Erst recht nicht wie die gerade erwähnten Darstellen aus der fiktiven Zauberwelt der Filmstudios, welche mittlerweile über den Flachbildschirm im Breitbildformat in in die Wohnzimmer kommen.

Nach dem Fahren ist vor dem Duschen
Nach dem Fahren ist vor dem Duschen
Nach dem Duschen ist vor dem Schreiben
Nach dem Duschen ist vor dem Schreiben

Wer mit dem Motorrad unterwegs ist sieht eben so aus als wäre er mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Gilt auch für den Bart, welcher bei mir nach einer Tagestour dank Kinnriemen immer ordentlich nach hinten »verbogen« war. Da hilft eine Dusche sich wieder dem Normalzustand anzunähern. Also dem Normalzustand für gesellschaftliche Akzeptanz (oder zumindest Toleranz).

Übrigens: Wer wie ich die »03« oben überhalb vom Bruchstrich im Kennzeichen stehen hat → noch 30 Tage, dann dürfen wir wieder fahren!


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Datum: 29.01.2018
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