Vor knapp einem Jahr habe ich eine Anleitung zum Flechten von einem Schlüsselanhänger mit Paracord geschrieben[1]. In den vergangenen Monaten habe ich immer wieder nette E-Mails erhalten, in denen sich für die Anleitung bedankt wurde. Gelegentlich wurde auch nachgefragt, ob ich nicht noch andere Anleitungen mit Bildern machen könnte.
Eigentlich ist dies ja ein Motorrad-Blog, aber da auch die Mails von MotorradfahrerInnen dabei waren, scheint der Bezug von Schlüsselanhänger und Motorrad ja gegeben zu sein.
Daher lege ich heute mit der Anleitung für den »dicken, eckigen Anhänger« nach. Die Flechttechnik kenne ich schon seit etlichen Jahren, damals waren noch die »Scoubidou«[2] genannten PVC-Bänder beliebt.
Einen solchen Anhänger habe ich – als sehr lange Variante – an meinem Autoschlüssel. Auch wieder in den farben schwarz und neon gelb. Eigentlich eine »Resteverwertung«, aber eben auch leicht zu finden wenn man (also ich) den Schlüssel mal wieder irgendwo abgelegt hat.
Damit man die Schritte besser nachvollziehen kann, habe ich für die Anleitung vier verschiedene Farben verwendet.
Wem die (doch etwas extravagante) Farbkombination gefällt, kann sich einfach anhand der folgenden Tabelle die gleichen Farben kaufen:
Farbe | Bezeichnung |
Preis (für 30 Meter) |
schwarz | American 550 Paracord BLACK HAWKAnzeige | 12,85 € |
mehrfarbig (Camoflage) |
550 Paracord Seil Type III Digital Multi CamoAnzeige |
11,90 € |
neon gelb | 550 Paracord Seil Type III Neon YellowAnzeige | 11,90 € |
neon orange | 550 Paracord Seil Type III Neon OrangeAnzeige | 11,90 € |
Hinweis: Die Affiliatelinks führen zu den Produkten bei Amazon |
Üblich ist jedoch, einfach nur zwei Farben zu verwenden. Nachdem ich im vergangenen Jahr mehrere Anbieter von Paracord ausprobiert habe und dabei zweimal völlig unbrauchbare Seile erhalten habe: Ich kaufe jetzt nur noch Paracord vom Anbieter »Wild Elk«.
Die vermeintlich günstigeren Angebote waren billige Imitate, welche sich beispielsweise nicht verschweißen ließen, sondern sofort (!) zu brennen begonnen haben. Die Krönung war, dass ich den Mantel eines billigen Seils (30 Meter für unter 5 Euro inkl. Versand – ich hätte es ja eigentlich schon ahnen können...) einfach durchreißen konnte. Bei einem Schlüsselanhänger sicherlich nicht dramatisch, aber wenn man ordentlich flechten will, sollte das Material trotzdem etwas aushalten können.
Genug um den heißen Brei geredet, jetzt wird geflechtet! Ich habe die beiden dunklen und die beiden hellen Farben miteinander verschweißt. Also gibt es eigentlich nur zwei Schnüre: gelb-orange und multicolor-schwarz.
Damit der Ring später sicher sitzt, werden die beiden Schnüre durch den Schlüsselring[3] geführt. Dabei kreuzen sich die beiden Schnüre.
Der eigentliche Knoten besteht aus zwei Schritten. Zunächst müssen zwei Schnüre um 180° wie auf der Abbildung »nach Hinten« in je einer Schlaufe gelegt werden.
Durch die Schlaufen werden anschließend im zweiten Schritt die beiden anderen Enden geführt – ein Ende pro Schlaufe. Danach werden die vier Enden gleichmäßig festgezogen. Das Resultat ist auf den beiden Bildern unten zu sehen. Wobei das Bild links unten den noch nicht ganz fest zusammengezogenen Knoten zeigt.
Diese beiden Schritte werden nun so lange wiederholt, bis der Anhänger die gewünschte Länge erreicht hat. Schlaufen legen, Enden hindurchführen, fest anziehen. Nachdem man die Schritte ein paar Mal wiederholt hat, läuft es fast schon wie von selbst.
Der Schlüsselanhänger – neudeutsch ja inzwischen allgemein als »Lanyard«[4] bezeichnet – nimmt so langsam aber sicher die gewünschte Form an: Dick und eckig.
Wer es ein wenig dünner beziehungsweise flacher haben will, kann auch einfach die sieben zweisträhnigen Fäden entfernen, welche den Kern des Paracord 550 bilden.
Wenn die gewünschte Länge erreicht ist, müssen die vier Enden in sich selbst verknotet werden. Der Abschluss besteht aus einem Schritt, welcher vier Mal durchgeführt werden muss.
Die Basis für den Abschluss bildet die noch nicht fest angezogene Wiederholung des bisher durchgeführten Knotens. Damit sich die Schnüre gegenseitig selbst sichern, müssen sie einfach jeweils durch die nächstgelegene Schlaufe geführt werden.
Somit muss ein »helles Ende« (hier orange) durch das nächste »helle Schlaufe« (hier gelb) geführt werden. Man dreht den Schlüsselanhänger jetzt um 90′ und wiederholt dies mit dem »dunklen Ende« (hier schwarz) und der »dunklen Schlaufe« (hier multicolor).
Die Hälfte wäre somit schon geschafft. Nun noch die beiden verbliebenen Enden durch die beiden verbliebenen Schlaufen führen und dann Stück für Stück den Knoten zuziehen.
Wenn alles richtig gemacht wurde, sichern sich die Schnüre anschließend gegenseitig und der Abschlussknoten kann sich nicht von alleine öffnen.
Das feste Anziehen des Abschlussknotens kann schon etwas länger dauern. Ich habe mich einfach im Kreis herum immer weiter vorgearbeitet. Irgendwann liegen dann alle vier Schlaufen fest um die vier Schnüre.
So schön sich die Variante mit den vier verschiedenen Farben für die Anleitung angeboten hat, der Abschlussknoten sieht – meiner Meinung nach – nicht ganz so elegant aus. Aber dafür ist der Anhänger schön bunt.
Der finale Schritt ist der finale Schnitt. Beziehungsweise es sind vier Schnitte. Die vier Enden können nun einfach auf die gewünschte Länge gekürzt und dann mit einem Feuer(zeug) verschweißt werden. Dabei sollen sie natürlich nur von der »Flamme geküsst« werden.
Ein Tipp: Die Enden sollen nicht verbrannt werden, sondern nur geschmolzen. Daher die Enden nicht in die Flamme halten, sondern 1,5 bis 2,5 cm darüber. Dann entsteht auch kein Ruß, welcher beim Verbrennen eingeschlossen wird. Die Enden der hellen Farben schmelzen von der Hitze und bleiben hell.
Abschließend noch ein paar Zeilen zu den Schlüsselringen. Man kann natürlich geschlossene Ringe aus Edelstahl verwenden. Aber wie kommen da dann Schlüssel ran? Dennoch werden diese in vielen Anleitungen verwendet. Anschließend kommt an diesen Edelstahlring noch ein Schlüsselring. Hat natürlich den Vorteil, dass die größe des Schlüsselrings an die Anzahl der Schlüssel angepasst werden kann. Aber trotzdem hat man dann zwei Ringe in der Hosentasche.
Ich verwende einfache, flache Schlüsselringe und befestige direkt an diesen den Anhänger. Ist mir irgendwie lieber. Aber Geschmäcker sind da ja bekanntlich verschieden.
Alle offenen Fragen geklärt? Nein? Gut möglich.
Denn häufig kommt die Anfrage, wie lang denn die Schnüre sein müssen um beispielsweise einen 8 cm langen Anhänger fertigen zu können.
Für den bunten Anhänger habe ich insgesamt 160 cm Paracord verwendet. Daraus lässt sich ein Anhänger mit ca. 10–11 cm Länge flechten/knoten.
Bei ca. 11 cm sind die Enden allerdings so kurz, dass der abschließende Knoten ein wenig knifflig werden kann. Mit Geduld und einer ruhigen Hand und spitzen Fingern sollte es aber machbar sein.
Oben verlinkt hatte ich die Angebote von »Wild Elk« mit 30 Meter Paracord 550 »am Stück«. Etwa 12 Euro, wohlgemerkt inklusive Versand, sind nicht wirklich teuer. Aber bei vier Farben ist man eben 48 Euro los. Je nachdem wie viele Anhänger man basteln will, oder ob auch ein Gürtel, eine Hundeleine samt -halsband oder etwas ganz anderes dabei herauskommen soll: Lieber ein paar Meter zu viel kaufen.
Noch eine Frage? Ja? Warum ich am 2. März nicht draußen unterwegs bin und die ersten schönen Bilder vom Motorrad in der Saison 2015 mache? Weil's gerade wieder schneit! Dann doch lieber entspannt 'ne Anleitung über einen Schlüsselanhänger erstellen.
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.
Datum: | 02.03.2015 |
Teilen: |
Permalink BB-Code Einfach per Klick auf den Button markieren und anschließend mit der Tastenkombination Strg+C in die Zwischenablage kopieren |
Weitere Artikel des Autors: 20–30 km/h schneller: 1 Liter mehr auf 100 km Was nur ein paar Stundenkilometer mehr beim Verbrauch anrichten können Radlager für die XJ 600 S/N deutlich günstiger kaufen Wie man nicht unnötig Geld für »Originalteile« ausgeben muss R 1150 GS: MRA Windschild (zweiteilig, einstellbar) Gebraucht, gut erhalten (und mit Kopfkissenbezug) Neuer Hut (ist gut), neun Nachweise und ein Umfaller (nicht so gut) Sonnenschein, Blumen und günstige Benzinpreise gab es übrigens auch noch Aufkleber für die Munitionskiste Bunte Flaggen von fünf Ländern statt dem Schwarz der Kiste |
Kommentare
Dieser Beitrag hat noch keine Kommentare erhalten.