Bei manchen ist es ein alljähriges Ritual: Der Ölwechsel. Mal selbst, mal im Rahmen vom Kundendienst. Auch meiner BMW gönne ich einen Wechsel und nutze die Chance einen Beitrag über das Innenleben von einem gebrauchten Ölfilter zu schreiben.
Es ist schon ein paar Wochen her da kam die Frage auf wie oft man einen Filter wechseln kann, darf, muss oder soll. Für mich stellte sich die Frage nicht, da die knapp 10 Euro für einen neuen Filter nun wirklich nicht die Welt sind und daher tausche ich bei jedem Ölwechsel auch den Filter.
Die Gliederung des heutigen Beitrags ist im Kasten zu finden.
Wer sich über den Ablauf beim Ölwechsel bei der R 1150 GS informieren möchte wird hier[1] fündig.
Bei manchen Motorrädern sitzt der Ölfilter sehr exponiert und auf ihn prasselt alles ein, was der Vorderreifen so aufnimmt und wieder abschleudert. Bei der BMW R 1150 GS (und natürlich auch anderen BMW mit dem gleichen Rumpfmotor) sitzt der Ölfilter gut geschützt im Motorblock und ist fast vollständig von ihm umschlossen.
Unten schützt bei der GS der robuste Motorschutz (bestehend aus Alublechen). Motor und Ölfilter vor Beschädigungen.
Den letzten Ölwechsel habe ich im Juli 2016 vorgenommen. Letztes Jahr habe ich beschlossen alle Wartungsarbeiten auf das Frühjahr zu verlegen. Daher werden Filter und Öl erst jetzt im März ersetzt. BMW gibt einen Wechselintervall von 10'000 km oder ein Mal pro Jahr an. Manche halten sich strikt daran, andere sehen das deutlich entspannter und fahren 20'000 oder noch mehr Kilometer mit gleichem Öl und gleichem Filter, oder tauschen zwischendurch das Öl aus und der Filter bleibt – oder sie »kippen einfach nur nach«.
Den Ölfilter bekommt man entweder brachial mittels zweckentfremdetem Werkzeug aus seiner sicheren Position oder man besorgt sich einen Ölfilterschlüssel.
Ich habe mir jetzt einen zugelegt, daher demnächst in meinem Blog eine Vorstellung von dem nützlichen Helfer.
Der Ölfilter filterte in den vergangenen rund 1,75 Jahren auf etwa 7'000 Kilometern das 20W-50 im Motorblock. Der Zustand ist daher entsprechend gut, regelrecht unauffällig. Also keine großen Überraschungen erwarten.
Auf den Bildern ist ein glänzender Ring auf dem Filtermaterial zu sehen. Auch die Kanten des Filterelements können mit Reflexionen dienen. Der Ring kommt vom Aufsägen des Filters, es handelt sich dabei um feine Metallspäne (weiter unten ist dies zu sehen). Die Reflexionen auf dem Filtermaterial sind vom Öl mit welchem der Filter durchtränkt ist.
Dies als Anmerkung falls sich jemand darüber wundert warum der Filter so aussieht wie er aussieht. Die Metallspäne stammen nicht vom Betrieb.
Ich habe den Filter mit einer Bügelsäge aufgesägt. Es gibt ein paar Videos bei denen die Autoren auch ans Innenleben des Filters kommen, sie zerstören dabei jedoch das Filtergehäuse komplett und teilweise auch das Filtermaterial beziehungsweise das Filterelement. Dann lässt sich das Innenleben samt Bypass-Ventil aber nicht so schön erklären.
Das Filtergehäuse ist übrigens recht stabil. Gut, wenig überraschend wenn andere Hersteller von Motorrädern den Filter wie oben schon erwähnt allen Widrigkeiten des Motorraddaseins ausliefern (Matsch, Regen, Rollsplitt, sonstiger Dreck auf der Straße, ...) und unmittelbar hinter dem Krümmer montieren.
Da sitzt der Filter dann und schaut aus dem Motorblock hervor wie ein... Wie ein... Nein. Keine unvorteilhaften Vergleiche ziehen.
Natürlich hat ihm die Behandlung mit dem Schraubstock nicht ganz so gefallen. Das Filtergehäuse ist daher leicht verformt – aber es fällt eigentlich gar nicht auf, oder?
Mit der Säge einmal rundherum und schon kann man das Gehäuse auseinanderziehen. Zum Vorschein kommen (zumindest beim Modell von HiFlo) natürlich der Filtereinsatz (mit integriertem Bypass-Ventil) und eine Feder. Ich habe den Filter lange abtropfen lassen (er war schon einige Stunden draußen und lief in die Auffangwanne ab), trotzdem bleibt natürlich ein kleiner Rest zurück. Das Filtermaterial ist schließlich damit vollgesogen.
Der Filtereinsatz lässt sich einfach abziehen und aus dem Gehäuse nehmen. Auf dem Bild links ist die Gummidichtung an der Kontaktstelle zwischen Boden des Filtergehäuses und des Filterelements gut zu erkennen.
Ebenfalls auf dem linken Bild sieht man die Außenseite des Filterelements. Zwischen ihr und dem Ölfiltergehäuse befindet sich im Betrieb das ungefilterte Öl. Auf dem rechten Bild sieht man durch die Öffnung in den Filter hinein. Dieser Blick ist auch schon bei geschlossenem Filtergehäuse möglich, denn diese Öffnung ist der Auslass für das gefilterte Öl. Diese Öffnung wird mit dem darin befindlichen Gewinde auf den Motorblock aufgeschraubt.
Die Pumpe drückt das Öl aus dem Ölsumpf kommend durch die sechs Löcher im Boden des Filters in das Gehäuse. Von außen nach innen gelangt das Öl durch das Filterelement (daher wird das Filtermaterial innen durch das Lochblech gestützt) dann in den weiteren Verlauf vom Ölkreislauf. Etwaige Verunreinigungen bleiben also an der Außenseite hängen. Ich habe den Filter nicht weiter zerlegt (es war auch so schon Sauerei genug).
Ölfilter haben üblicherweise ein sogenanntes Bypass-Ventil. Dies wird teilweise auch von manchen Anbietern in ihrer Produktbeschreibung explizit hervorgehoben, es stellt aber kein besonderes Alleinstellungsmerkmal dar.
Wie funktioniert nun dieses Ventil? Damit es einfacher zu verstehen ist einfach mal ein Blick auf das Innenleben werfen.
Auf dem Bild links ist das Filterelement zu sehen. Genauer gesagt man sieht die Seite, welche sich im Filtergehäuse befindet. Der schwarze Bereich in der Mitte ist aus Kunststoff (anklicken zum Vergrößern, dann kann man auch eine »4« auf dem Kunststoff erkennen. Dahinter befindet sich die federgelagerte Mechanik vom Bypass-Ventil.
In die Vertiefung passt die Feder, welche (unscharf) auf dem rechten Bild mit dem zersägten Filtergehäuse zu sehen ist. Diese Feder hält das Filterelement an seinem Platz.
Wenn der Filter im Werk zusammengebaut wird, kommt die Feder natürlich an eben diesen Platz bevor das Gehäuse verschlossen wird. So bleibt das Filterelement durch den Federdruck an seinem Platz. Im Inneren des Filtereinsatzes befindet sich das Bypass-Ventil. Dies ist während des Betriebs immer geschlossen – außer der Druck wird zu hoch (später mehr dazu wann das passiert).
Die Feder kann mit zwei Fingern zusammengedrückt werden, hält aber den Einsatz an seinem Platz. Man benötigt also eigentlich nicht sonderlich viel Kraft um den nur aufgesteckten Filtereinsatz von der Bodenplatte wegzudrücken (war mir bislang nicht bekannt). Andere Hersteller verwenden keine Spiralfeder sondern haben gebogene Bleche im Einsatz, welche die Funktion einer Feder übernehmen.
Da der Druck auf das Filterelement von außen wirkt, kann der Einsatz nicht von der Auslassöffnung »weggedrückt« werden. Der Druck zwischen Filtergehäuse und Filterelement ist größer als der Druck im Inneren vom Filterelement. Wie viel bar der Druckunterschied im normalen Betrieb genau beträgt habe ich nicht beim Hersteller hinterfragt (und auch nicht im Web als zitierwürdige Angabe von einem Hersteller gefunden).
Diese Konstruktion ist auch schon das ganze Geheimnis vom »Bypass-Ventil«: Wird der Druck zu hoch wird das federgelagerte Ventil im Filterelement geöffnet.
Was dann passiert ist simpel: Das Öl muss dann nicht mehr durch das Filterelement sondern kann direkt in den Motorblock strömen. Es wird dabei natürlich nicht mehr gefiltert.
Wie kann es passieren das der Druck so hoch wird das das federgelagerte Ventil im Filterelement ins Gehäuse gedrückt wird? Das ist ganz einfach zu erklären. Ist das Filterelement so verschmutzt das nicht mehr das von der Pumpe in den Filter gedrückte Öl passieren kann, sucht sich das Öl den Weg über den Bypass.
Dort liegt dann auch das Risiko: Wäre der Filter nicht verschmutzt, würde sich das Bypass-Ventil nicht öffnen. Also ist das Öl höchstwahrscheinlich sehr »verbraucht« oder es wurde (mutwillig?) verschmutzt.
Öffnet sich das Bypass-Ventil kann das Öl zwar passieren und in den Motorblock strömen. Die Schmierung und Kühlung bleibt also erhalten. Aber: Wenn das verschmutzte Öl in den Motor gelangt kann es dort gewaltige Schäden bis hin zum kapitalen Motorschaden verursachen.
Daher ist das Bypass-Ventil zwar ein kurzfristiger Schutz das der Motor weiter gekühlt wird und auch seine Schmierung nicht verliert. Gleichzeitig kann ungefiltertes Öl in den Motor und alle feinen Leitungen gelangen. Keine angenehme Vorstellung, oder? Also: Einfach 10 Euro in die Hand nehmen und mit dem Öl auch stets den Filter tauschen.
Zudem: Das Bypass-Ventil wurde primär nicht verbaut damit der Motor weiter betrieben werden kann. Das Bypass-Ventil verhindert vielmehr ein Platzen des Ölfilters oder den Ölaustritt zwischen Ölfilter und Motorblock. Je nach Fördermenge würde sich eine nicht unerhebliche Menge Öl direkt vor dem Hinterrad platzieren – ebenfalls eine sehr unangenehme Vorstellung, oder?
Ich weiß das ich für manchen Geschmack zu viele Zeichen in meine Beiträge packe. Daher komprimiert die Informationen wenn jemand dies so wünscht.
Im Innern eines Ölfilters mit Bypass-Ventil ist das Ventil innerhalb des Filterelements federgelagert integriert (es gibt auch abweichende Konstruktionen). Im normalen Betrieb schließt das Ventil am Einlass bündig mit dem Gehäuse des Filterelements dicht ab, es ist geschlossen. Setzt sich im Laufe der Zeit oder wegen einer (mutwilligen) Verunreinigung des Öls der Filter zu, steigt der Druck im Innern des Filters, genauer gesagt zwischen Außenwand und Filterelement.
Die Pumpe fördert weiter das gleiche Volumen, der Filter kann aber nicht die notwendige Menge an Öl passieren lassen. Steigt der Druck weiter an, öffnet sich das federgelagere Ventil im Filterelement. Das Öl kann nun am Filterelement vorbei direkt in den Ölkreislauf strömen. So wird ein Motorschaden wegen mangelnder Schmierung verhindert, jedoch kommt auch dieses ungefiltertes Öl in alle Kanäle des Motorblocks.
Ein Motorschaden mangels Schmierung und/oder Kühlung wird durch das Bypass-Ventil verhindert. Ein Schaden aufgrund von verschmutztem Öl ist dann aber möglich oder sogar wahrscheinlich.
Die primäre Aufgabe des Bypass-Ventils ist ohnehin davor zu sorgen das der Filter nicht platzt oder sich das Öl zwischen Motorblock und Filter seinen Weg ins Freie bahnt. Das der Motor (zumindest zunächst) noch weiterläuft ist also maximal als Nebenwirkung zu verstehen.
Daher mein Fazit: Lieber einmal 10 Euro zuviel für einen Filterwechsel ausgeben als einmal zuwenig.
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Datum: | 28.03.2018 |
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Kommentare
schrieb am 28.03.18 um 23:19 Uhr:
Ich wage mal die Behauptung, das Bypass-Ventil ist nicht primär dafür da, einen komplett zugeranzten Filter zu umgehen. Vielmehr geht es wohl darum, das Öl auch dann fließen zu lassen, wenn es aufgrund von Kälte noch zu zähflüssig ist, um den Filter zu durchströmen. Soll heißen: Wenns arg kalt ist, fließt das Öl beim Kaltstart erstmal ungefiltert durch den Motor, um für ein Minimum an Schmierung zu sorgen. Sobald es warm und damit dünnflüssiger wird, schließt sich das Ventil und es wird wieder richtig gefiltert. Wobei so eine Feder ja nicht digital arbeitet, also nicht nur "Auf" und "Zu" kennt. Die wird sich je nach Druck leicht bis stark zusammendrücken. Das Öl fließt also nur im Extremfall komplett ungefiltert, in den meisten Fällen wird aber wenigstens ein Teil auch durch den Filter wandern.
Grüße,
Martin
schrieb am 28.03.18 um 23:55 Uhr:
Da muss ich dir – zumindest meines Wissens nach – widersprechen. Wäre auch wenig sinnvoll wenn in jeder Kaltstartphase (welches jedes Fahrzeug ja hat) immer ungefiltertes Öl in den Kreislauf gepumpt wird (auch wenn es nur eine kleine Menge sein sollte da das Ventil nur »etwas öffnet«).

Der nächste Filter den ich (dann aber wohl in einem Jahr) schlachten werde ist das Modell von BMW (»Made in Austria«, daher mutmaße ich Mahle dahinter, andere vermuten Knecht – aber das gehört inzwischen sowieso zusammen?).
Der Filter mit der BMW Teilenummer 11 42 1 460 845 besitzt (laut Forenbeiträgen) eine Membran rund um das Bypass-Ventil. Wenn sich der Bypass öffnet, wird diese Membran zerstört. So sei durch eine Kontrolle des Filters nachvollziehbar ob der Öldruck zu hoch war (aus welchem Grund auch immer) und sich das Ventil geöffnet hat. Denn das schließt sich ja wieder sobald der Druck weg ist.
Worum ich wohl nicht herumkommen werde: Doch noch den Filtereinsatz zersägen. Ich habe die Bilder gerade via Chat mit einem Freund besprochen. Er sagt er kann nicht so recht nachvollziehen wie das Ventil im Filtereinsatz (bzw. Filterelement wie ich es im Text genannt habe) aussieht. Bilder würden da sicherlich helfen.
schrieb am 29.03.18 um 20:05 Uhr:
Ich habe das Bypass-Ventil freigelegt und die Bilder oben eingefügt. Der Filter von HiFlo (Modell 163) hat keine Membran rund um das Bypass-Ventil. Zumindest der den ich zersägt habe.
schrieb am 29.03.18 um 11:02 Uhr:
@Bypass: Ich glaube ja, daß ihr beide recht habt. Jeder ein bißchen, je nach Marke.
Den 'richtigen' Filter zu verwenden war schon bei Käfigen Thema: die Kraft der Feder im Bypass ist nicht überall gleich stark, auch wenn die Elemente äußerlich gleich aussehen und auf das Gewinde passen ... Die Sache mit der Kontroll-Membrane ist grundsätzlich eine feine Sache – die funktioniert aber zB nicht bei meinen Ölfiltern - ich habe lediglich Filterelemente ohne Gehäuse, typbedingt.
Ich wechsle nach Möglichkeit vor dem Winter - da kommt dann auch ein 10w bis anstelle des 15w bis hinein.
schrieb am 04.04.18 um 11:31 Uhr:
Hallo!

An der FJ1200 wird das Filterelement erneuert (Modell HF401); das Ölfiltergehäuse gehört zum Motor und wird mit 15 nm wieder fest schraubt. So kann man immer sehen, wie viele Späne oder Dreck im Öl waren... normalerweise nix!
An meiner Kiste habe ich auf richtigen Ölfilter mit Adapter-Ring umgebaut, hält besser und außerdem war der alte Deckel kaputt...
Den HF 401 bekommt man für 6,99€ bei der Tante oder für 3,39€ bei Kettenmax.de
So viel zum Thema "Geld sparen".
Das gleiche gilt auch für die XJ600: OC 575, Louis: 9,99€, Idealo: 4,09€
Ich bestelle dann immer 5x auf Vorrat (wg. Versandkosten).
Btw: Richtig fein Filtern können diese Ölfiler alle nicht, das kann nur ein richtiger "Feinfilter" z.B. von Frantz oder MFT.
Mit den nötigen Anschlüssen und Kleinteilen kosten die aber auch locker 250€.
Das lohnt sich für die meisten von uns eher nicht. Wäre höchstens was für den "Varahannes"...
Ich habe mir mit einem Plastik Rohr, Endstück, Zapfhahn und Klopapier-Rolle so was ähnliches gebastelt und in der Garage angebracht. Da kippe ich alle 5000 km mein Motoröl rein und wenn es durchgelaufen ist, kommt´s noch einmal 5000 in die Kiste! Funktioniert auch und kostet fast nix!